Es ist ein kleiner, aber spürbarer Beitrag für ein friedvolles Miteinander in Europa: heuer feiert Margetshöchheim das 30-jährige Jubiläum der Partnerschaft mit Biéville-Beuville in Frankreich. Beim Besuch der französischen Gäste im Mai bekräftigten die Bürgermeister das Bündnis mit einer neuen Urkunde, es wurde gebührend gefeiert und auch die Jugendfahrt in die Normandie war wieder ein tolles Erlebnis.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand es um die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich nicht gerade rosig. Dank intensiver Bemühungen gelang es in den folgenden Jahrzehnten aber, die deutsch-französische Freundschaft wieder mit Leben zu füllen. Auch Margetshöchheim ist eng mit dem Nachbarland verbunden, denn der Regierungsbezirk Unterfranken initiierte im Jahr 1987 eine Partnerschaft mit dem französischen Département Calvados in der Normandie und bildete somit den Rahmen für einen freundschaftlichen Austausch mit Frankreich auf kommunaler Ebene. Im Jahr 1993 besiegelten der damalige Bürgermeister Günter Stock und sein französischer Amtskollege Gérard Angot mit dem frisch gegründeten Partnerschaftskomitee den Beginn einer engen Freundschaft zwischen Margetshöchheim und der französischen Kommune Biéville-Beuville in der Normandie.
Die kleine Gemeinde Biéville-Beuville (gesprochen "Bjeewill-Böwill") liegt etwa 970 Kilometer von Margetshöchheim entfernt in der Nähe der Großstadt Caen und hat rund 3.600 Einwohner. Sie befindet sich im Norden Frankreichs im Département Calvados. Die Gegend ist bekannt für ihre gleichnamige Spirituose, für Cidre und für Camembert. Die Region gehört zur Normandie und diese hat allerlei zu bieten: mildes Klima, grüne Hügel, die reizvolle Atlantikküste und Sehenswürdigkeiten wie den berühmten Mont St. Michel.
Seit dem vergangenen Jahr 2023 feiern die beiden Gemeinden das 30-jährige Jubiläum ihrer Partnerschaft. Im vergangenen Jahr reisten zahlreiche Bürger und Bürgerinnen aus Margetshöchheim nach Biéville-Beuville, im Mai diesen Jahres fand der Gegenbesuch der Französinnen und Franzosen in Margetshöchheim statt. Den Austausch mit der französischen Partnergemeinde organisiert das Margetshöchheimer Partnerschaftskomitee seit 30 Jahren mit viel Engagement und Herzblut, und anlässlich des Jubiläums hat sich der Verein heuer ganz besonders ins Zeug gelegt.
Das Partnerschaftskomitee hatte für die 25 Gäste aus Frankreich wieder ein tolles Programm vorbereitet, darunter ein Besuch im Kloster Oberzell samt Mittagsbüffet mit herrlicher Aussicht auf dem Schützenhof und einer Führung durch die Sektkellerei Höfer in Würzburg. Ein Highlight war die Fahrt ins Hammermuseum Hasloch mit der Vorführung eines alten Eisenhammers, der mit großen Wasserrädern angetrieben wird und die Besucher nachhaltig beeindruckte. Weitere interessante Einblicke in ein altes Handwerk bot außerdem ein Ausflug ins Wertheimer Glasmuseum.
Eine neue Urkunde bekräftigt den Willen zu freundschaftlichen Beziehungen
Richtig gefeiert wurde das 30-jährige Jubiläum der deutsch-französischen Freundschaft bei einem gemeinsamen Festabend am 10. Mai im Ratskeller Veitshöchheim. Dort zelebrierten Margetshöchheim und Biéville-Beuville ihre Verbundenheit bei fränkischen Schmankerln und einem gelungenen Programm mit viel Musik. Unter den Gästen waren der Unterzeichner der ersten Freundschaftsurkunde, Altbürgermeister Günter Stock, die amtierenden Bürgermeister sowie viele Gründungsmitglieder des Partnerschaftskomitees, die heute nach über 30 Jahren noch dort aktiv sind, beispielsweise Sylvia von Preuschen, Christine Haupt-Kreutzer und Norbert Tratz. Die französischen Gäste trugen landestypische Chansons und Stücke wie "Ma Normandie" mit Chor, Piano und Querflöte vor, Rainer Schwandner und Bernhard von der Goltz begleiteten mit Sopransaxophon und Gitarre Stücke wie "Die Gedanken sind frei", das Frankenlied und die Europahymne. Die tiefen Verbindungen zwischen Deutschland und Frankreich wurden bei einem zweisprachigen Quiz deutlich; hätten Sie gewusst, welche französische Adlige der deutsche Kaiser Barbarossa 1156 in Würzburg heiratete (Beatrix de Bourgogne)? Oder welches französische Schloss der Residenz als Vorlage diente (Schloß Versailles)? Neben den landestypischen Traditionen und Eigenheiten spielte Europa als verbindendes Element der beiden Nationen eine wichtige Rolle. Das symbolisierte unter Anderem blau-gelber Blumenschmuck auf den Tischen. "Freundschaft und Frieden beginnt im Kleinen", meinte Gisela Schreiber vom Partnerschaftskomitee in ihrer Rede und erinnerte daran, dass das, was im Großen beschlossen wird, in die Kommunen getragen werden müsse. "Ich bin erfreut und berührt, dass hier so viele Menschen sind, die diese Freundschaft leben", erklärte sie im voll besetzten Festsaal. Sich umeinander zu kümmern, zusammen zu diskutieren und zu feiern mache Hoffnung in diesen "verrückten Zeiten". Bürgermeister Waldemar Brohm bedankte sich bei den "vielen Persönlichkeiten, die diese Partnerschaft mit Leben füllen". Der Bürgermeister von Biéville-Beuville, Christian Chauvois, erinnerte daran, dass Europa unsere wichtigste Garantie für Frieden und Stabilität sei. Er bedankte sich für die Warmherzigkeit, den tollen Empfang und die schönen Erinnerungen an den Besuch in Margetshöchheim und erklärte, dass Freundschaft eines der wichtigsten Gegenmittel zu dem sei, was in der Welt so los ist. Seine Rede schloss Chauvois mit den Worten "Vive le jumelage, vive l'amitié!" ("Es lebe die Partnerschaft, es lebe die Freundschaft!").
Die deutsch-französische Freundschaft der beiden Gemeinden bekräftigten am Ende die zwei Bürgermeister mit den Vorsitzenden der beiden Partnerschaftskomitees, Gisela Schreiber und Martine Koral, mit einer neuen Urkunde zum 30-jährigen Jubiläum. Darin heißt es: "Die gewählten Vertreter der Bevölkerung der Gemeinden Margetshöchheim und Biéville-Beuville haben beschlossen, ihre Gemeinden zu verschwistern. Sie beurkunden ihren gemeinsamen Willen durch die Verbindung der Gemeinden die Freundschaft zwischen den beiden Nachbarvölkern zu festigen und damit einen Beitrag zu einem in Frieden und Freiheit geeinten Europa zu leisten." Zum 30-jährigen Jubiläum der lebendigen Partnerschaft wurde noch ein neuer Passus zur Fortsetzung der dauerhaften Freundschaft ergänzt.
Als Zeichen ihrer Verbundenheit mit Margetshöchheim haben die französischen Gäste zwei Apfelbäumchen aus der Normandie mitgebracht; diese wurden inzwischen am Volleyballfeld eingepflanzt. Die Margetshöchheimer haben im letzten Jahr eine Bank nach Biéville-Beuville mitgenommen, diese wurde dort in einem Park aufgestellt.
Die Reise in die Normandie war wieder ein tolles Erlebnis
Kurz nach dem Besuch der Franzosen in Margetshöchheim fand Ende Mai heuer außerdem die Jugendfahrt nach Biéville-Beuville statt. Dieses Mal reisten trotz breiter Öffentlichkeitsarbeit des Partnerschaftskomitees allerdings nur neun Kinder und Jugendliche im Alter von 10-13 Jahren mit; der Verein vermutet, dass dies noch Auswirkungen der Corona-Pandemie sein könnten. Nichtsdestotrotz hatten die Kids mit den drei erwachsenen Begleitpersonen aus Margetshöchheim viel Spaß in ihren französischen Gastfamilien.
Charlotte Leibold hat daran teilgenommen und folgenden Bericht geschrieben (leicht gekürzt):
"Am 24.05. starteten neun Jugendliche und drei Betreuende mit dem Zug in unsere Partnergemeinde Biéville-Beuville. Nach 10 Stunden Fahrt kamen wir in Caen an und wurden von unseren französischen Gastfamilien herzlich empfangen. Am nächsten Tag lernten wir uns alle bei einer Runde Bowling besser kennen. Am dritten Tag hatten wir viel Spaß im Festyland, einem Freizeitpark nahe Caen, obwohl so mancher am Ende wohl zu viel Karussell und Schiffschaukel gefahren ist… Bei der Wasserbahn wurde jeder mal richtig nass, manche auch zweimal… Am Montag waren wir in einer Biscuiterie, haben Madeleines probiert und gelernt, wie sie hergestellt werden. Nach einem ruhigen Picknick auf einer Wiese ging's zu einer 7km langen Wanderung durch ein Naturschutzgebiet, welches an einem Seitenarm des Meeres lag.
Der letzte Tag stand im Zeichen des D-Day, also der Tag, als die Allierten im zweiten Weltkrieg in der Normandie anlandeten. Mit deutschen Audioguides wurde uns der Ablauf des D-Day erklärt. Anschließend haben wir uns von einem Schlauchboot aus die Überreste des Hafens angeschaut, den die Alliierten gebaut hatten, um besser an Land zu kommen. Sowohl die Hafenruinen als auch die Geschwindigkeit des Bootes war wirklich beeindruckend. Abends feierten wir den Abschlussabend, für den wir deutschen Gäste ein kleines Quiz vorbereitet haben. Am nächsten Tag hieß es leider schon Abschied nehmen, au revoir und Auf Wiedersehen. Wir stiegen in den Zug und ließen Biéville-Beuville erst einmal, aber hoffentlich nicht für immer, hinter uns – denn bei der tollen Gastfreundschaft und den vielen tollen Erlebnissen ist klar: Wir wollen die Reise wiederholen! Und wir freuen uns darauf, im kommenden Jahr die Jugendlichen aus Biéville-Beuville bei uns zu empfangen."
Die Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, Gisela Schreiber, freut sich sehr, dass die Feierlichkeiten zum 30-jährigen Jubiläum heuer so gelungen sind: "Wir leisten mit unserer Arbeit im Partnerschaftskomitee Margetshöchheim einen kleinen, aber wichtigen Beitrag für ein gemeinsames Europa in Frieden und Freiheit. Jedes dieser Treffen – sei es in der Normandie oder bei uns in Unterfranken- bestätigt für alle Teilnehmenden immer von Neuem den großen Wert des Austauschs und der Freundschaft über Grenzen hinweg."
Am Margaretenfest ist das Partnerschaftskomitte wieder mit einem Stand mit Spezialitäten aus der Normandie vertreten. Wer Interesse an der deutsch-französischen Freundschaft hat oder Lust hätte, bei geselligen Treffen Französisch zu plaudern, kann die Mitglieder dort gerne ansprechen.