"Wir wollen unseren Beitrag leisten": Die Gemeinde schafft Wohnraum für Geflüchtete

Unterkünfte für geflüchtete Menschen werden im Landkreis Würzburg weiterhin dringend benötigt. Bisher hat die Gemeinde kaum Asylsuchende aufgenommen, vor Allem weil entsprechender Wohnraum fehlte. Nun sollen zwei gemeindeeigene Wohnungen hergerichtet und an Geflüchtete vermietet werden.

Zwar sinkt die Zahl asylsuchender Menschen in Deutschland: von Januar bis Mai diesen Jahres wurden laut Bundesamt für Migration 103.467 Asylerstanträge in Deutschland gestellt, das sind 17,6 % weniger als im Vorjahreszeitraum; ukrainische Geflüchtete sind dabei nicht berücksichtigt. Jedoch kommen weiterhin jede Woche Dutzende Geflüchtete vom Ankerzentrum Geldersheim im Landkreis Würzburg an und benötigen eine Unterkunft. Derzeit leben etwa 3.200 Geflüchtete (Anerkannte, Asylbewerber und Geduldete) im Landkreis, dazu kommen über 1.700 Ukrainer und Ukrainerinnen, die statistisch nicht zu den Asylsuchenden gezählt werden. Mittlerweile betreibt der Landkreis zehn große Notunterkünfte, doch vor Allem werden sogenannte dezentrale Unterkünfte, das heißt Häuser und Wohnungen, für geflüchtete Menschen in den Kommunen dringend benötigt.

In Margetshöchheim wurden bisher kaum Geflüchtete aufgenommen, vor Allem weil Unterbringungsmöglichkeiten fehlen. Nun will die Gemeinde zwei gemeindeeigene Wohnungen herrichten lassen und anschließend an Geflüchtete vermieten. "Wir bekommen stetig Anfragen vom Landratsamt wegen Unterbringungsmöglichkeiten für Asylsuchende. Die Gemeinde und der Gemeinderat haben immer anerkannt, dass Menschen auf der Flucht mit adäquaten Unterkünften versorgt werden müssen. Wir wollen uns dieser Verantwortung nicht verschließen" meinte Bürgermeister Waldemar Brohm (CSU) in der gestrigen Gemeinderatssitzung zum Thema. In der Sitzung ging es um ein Haus Baujahr 1970 am Sportplatz, das die Gemeinde im vergangenen Jahr erwerben konnte und dessen Erdgeschosswohnung dringend sanierungsbedürftig ist; das Obergeschoss ist bewohnbar und vermietet. "Die Gemeinde hat die untere Wohnung in sehr desolatem Zustand übernommen. Dort ist alles in die Jahre gekommen", erklärte der Bürgermeister. Architektin Monika Österlein, die das mit der Schule und anderen Baumaßnahmen voll ausgelastete Team des Technischen Bauamts der Gemeinde seit November 2023 ergänzt, erläuterte die anstehenden Sanierungsarbeiten. Demnach muss in der knapp 84 Quadratmeter großen Erdgeschosswohnung die Elektrik instandgesetzt werden, Böden, Wände und Decken müssen erneuert werden, ferner sind ein Bad-Boiler auszutauschen, Rollos und Fenster zu reparieren und weitere Kleinarbeiten zu erledigen. Zudem gibt es an einer Außenwand Feuchteschäden, die behoben werden müssen. Als neuer Bodenbelag war Laminat vorgesehen, was die SPD-Gemeinderätin Daniela Kircher, selbst Architektin von Beruf, kritisierte: "Ich bitte darum, kein Laminat zu verlegen. Das Material ist aus Kunststoffen und somit nicht recycelbar, und es ist in aller Regel schwer schadstoffbelastet. Stattdessen könnte man einen Holzboden oder aus Kostengründen Linoleum verlegen; dieses besteht aus natürlichen Rohstoffen und ist sehr haltbar." Der Gemeinderat entschied sich am Ende für Fußböden aus Linoleum. Diskutiert wurde außerdem über die Modernisierung der Heizung. Bisher wurde die Wohnung elektrisch mit Nachtspeicheröfen beheizt; diese müssen ausgetauscht werden. Österlein schlug moderne Infarotheizkörper vor, die effizienter und in der Anschaffung etwas günstiger wären als neue Nachtspeicheröfen.

Die "Pinselsanierung" kostet rund 30.000 Euro

Der Gemeinderat war sich einig, dass bei der Wohnung zum jetzigen Zeitpunkt nur eine sogenannte "Pinselsanierung" durchgeführt wird, das heißt die Beschränkung auf das Nötigste. Die Kosten belaufen sich, je nachdem ob der gemeindliche Bauhof einige Arbeiten selbst übernehmen könnte, auf 25.000 - 30.000 Euro. Einig war sich das Gremium auch darin, dass hier sozialer Wohnraum geschaffen werden soll, weil man einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten wolle. Bei einem Mietzins von rund 6 Euro / qm (die Durchschnittsmiete in Margetshöchheim liegt bei 8-10 Euro / qm) würde sich die Modernisierung in etwa 50 Monaten amortisieren. Die Sanierung soll vor der Sommerpause zügig in die Hand genommen werden; laut einstimmigem Beschluss wurde das Technische Bauamt beauftragt, die Maßnahmen in die Wege zu leiten und die Obergrenze von 25.000 Euro für Beschlüsse des Bauausschusses aufgehoben; der Gemeinderat kann dann nachgenehmigen. Wenn die Wohnung hergerichtet ist, soll sie möbliert werden, unter Anderem mit Hilfe der Caritas; aus der generalsanierten Schule kann die alte Kücheneinrichtung übernommen werden. Die Wohnung soll an Geflüchtete vermietet werden. Auch an der Margarethenhalle lässt die Gemeinde in Kürze eine Wohnung für Geflüchtete herrichten. Die Sanierung der alten Hausmeisterwohnung mit Erneuerung von Böden, Wänden usw. soll circa einen Monat dauern. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten soll die Wohnung ebenfalls möbliert werden. Über die Caritas wird sie anschließend an Geflüchtete vermietet, berichtet Bürgermeister Brohm. Dort wird eine syrische Familie mit vier Kindern einziehen.

Dieses Gebäude am Sportplatz konnte die Gemeinde erwerben. Die Wohnung im Erdgeschoss soll zügig hergerichtet und sozialverträglich vermietet werden. (Foto: Tina Göpfert).

 

 

Die Zahl der Asylanträge sinkt. Die Unterbringung der Schutzsuchenden bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. (Grafik: Screenshot Homepage Bundesamt für Migration und Flüchtlinge)