Tennisplätze, Trinkwasser, Solarpark: Der Flurgang mit den Feldgeschworenen war sehr informativ

Kürzlich fand wieder der alljährliche Flurgang mit den Feldgeschworenen statt. Obmann Bernd Müller hatte viel Wissenswertes über die Gemarkung Margetshöchheim zu berichten und der Bürgermeister informierte die zahlreichen TeilnehmerInnen vor Ort über wichtige Projekte in Margetshöchheim, vom Trinkwasser bis zum Solarpark.

Bei trübem, aber trockenem Wetter luden die Feldgeschworenen und der Obst- und Gartenbauverein kürzlich wieder zum alljährlichen Flurgang durch die Gemarkung Margetshöchheim ein. Obmann Bernd Müller hatte allerlei Wissenswertes über die Flur zu berichten und Bürgermeister Waldemar Brohm informierte live vor Ort über wichtige Projekte. Rund 40 Interessierte nahmen am Flurgang teil, die etwa acht Kilometer lange Route startete an der Margarethenhalle und führte zunächst zu den Tennisplätzen. Dort erklärte der Bürgermeister, dass bei der Errichtung der Margarethenhalle einst 24 Stellplätze mehr vorgesehen waren, aber damals nicht gebaut wurden. Die Herstellung dieser 24 Stellflächen wird nun bald nachgeholt, dafür wird der hintere Tennisplatz (einer von vier) bei der Einfahrt zum Parkplatz entfernt und in Parkflächen umgewandelt. Zudem wird nach dem Umbau der Tennishalle zum modernen Sportinghouse auch das Rondell beim Feuerwehrhaus umgestaltet. Brohm teilte mit, dass es während der Baumaßnahme an der Tennishalle zu Einschränkungen im Bereich der Margarethenhalle kommen werde und der Hof ein halbes Jahr lang nicht genutzt werden könne. Für Fußgänger bleibt der Durchgang passierbar. Die Kosten für die Herstellung der neuen Parkflächen belaufen sich auf 140.000 Euro, berichtete Brohm.

Die Wasserschutzzone Sandflur und das Nitratproblem

Anschließend führte die Wanderung zum Brunnenhaus in der Wasserschutzzone Sandflur. Hier erläuterte der Bürgermeister, dass das Brunnenhäuschen in der Wasserschutzzone I liegt, in der keine Oberflächenbewegungen erlaubt sind; zudem erläuterte er, wo die Wasserschutzzone II verläuft, in der eingeschränkt Landwirtschaft möglich ist, und wo die Wasserschutzzone III liegt. "Margetshöchheim hat eine sehr restriktive Wasserschutzzonenverordnung" erläuterte er und erklärte, dass diese bereits in den 1980er Jahren aufgesetzt wurde und als Vorlage für ähnliche Verordnungen in ganz Bayern galt. Über das Pumphäuschen berichtete Brohm, dass die zwei Brunnenkammern Flachbrunnen sind und Wasser aus einer Tiefe von maximal 12 Metern fördern, weil sich in tieferen Schichten Mainbegleitwasser beimischen würde. Der Bürgermeister verdeutlichte anhand der Sanierungen von Hochbehältern und anderer Projekte, dass die Gemeinde in den letzten Jahren rund 1,5 Millionen Euro ausgegeben habe und "sehr viel Geld" in die eigene Trinkwasserversorgung investiere. Nach Erläuterungen zu Fördermengen, Probennahmen und anderem vertiefte Brohm auch das Nitratproblem, das "eine ganz dumme Geschichte" und wie ein Dampfer nur schwer zu bremsen sei. Derzeit bewege sich der Nitratgehalt im Trinkwasser knapp unter dem Grenzwert bei 45-47 mg/L. Ein Grund für die hohen Werte liege darin, dass in der Sandflur bis in die 1980er Jahre viel Obst angebaut und fleißig gedüngt wurde. Mittlerweile seien drei Viertel der Flächen im Besitz oder in Pacht der Gemeinde und jeder Obstbaum werde in einem elektronischen Baumkataster erfasst. Um Nitrat-bildende Stickstoffeinträge zu verhindern, wird Land nur "sehr reduziert" umgebrochen bzw. nachgepflanzt, Mahdgut wird abgefahren und die gemeindeeigenen Flächen werden von der Streuobst-Genossenschaft ökologisch, d.h. ohne Kunstdünger oder Pestizide, bewirtschaftet. Zudem hat die Gemeinde Drainagen in der Sandflur ertüchtigt und will in diesem Frühjahr in der Finau (so heißt das Gebiet zwischen dem Radweg und dem Mittelweg) an der Grenze zu Erlabrunn einen neuen Graben zum Flutgraben ziehen, um problematische Grundwassereinträge zu unterbinden. Ein großes Problem beim Trinkwasserschutz stellen laut Brohm die gesetzlichen Vorgaben dar, dass Grünflächen nach 5 Jahren umgebrochen werden müssen, weil sonst der Ackerstatus verlorengeht. Der Bürgermeister ging außerdem auf die Problematik der hohen Trinkwasserverluste im Margetshöchheimer Leitungsnetz und die teils veralteten Leitungen ein.

Ein Teil des Badesees gehörte einst zu Margetshöchheim

Die nächste Station des Flurgangs war der Grenzstein an der kleinen Brücke vor dem Erlabrunner Badesee. Hier erläuterte der Feldgeschworenen-Obmann Bernd Müller, dass zwei Drittel des kleinen Badesees bis zur Flurbereinigung zu Margetshöchheim gehört hatten; die Gemeinde trat den See an Erlabrunn ab und bekam dafür gleich große Flächen im Hüttenthal und am Schmalet. Die Flurbereinigung begann 1977/78 und wurde erst 2005 abgeschlossen, erklärte Müller. In Margetshöchheim habe die Flurbereinigung insgesamt allerdings wenig gebracht, meint der Feldgeschworene auf Nachfrage. Margetshöchheim habe zwar viele kleine Flächen, die theoretisch zusammengelegt hätten werden können, doch da die EigentümerInnen Veto einlegen konnten und dies auch häufig taten, änderte sich kaum etwas. Der Obmann berichtet, dass während der Flurbereinigung in Margetshöchheim etwa 8.500 Grenzsteine gesetzt wurden.

Die Position von Grenzsteinen wird mit geheimen Zeichen gesichert

Anschließend ging die Wanderung weiter auf die andere Seite der Staatsstraße zum Nickelsgraben (umgangssprchlich oft fälschlicherweise "Ickelsgraben" genannt) und dem Feldweg folgend ins Hüttenthal. Dort erzählte Obmann Bernd Müller die lustige Sage "Vom Bauern und dem Grenzstein". In früheren Zeiten sei es nicht selten vorgekommen, dass z.B. Bauern willkürlich Grenzsteine versetzten, um sich Vorteile zu verschaffen, so Müller. Anschließend berichtete er darüber, wie Grenzsteine gesetzt werden und dass die Feldgeschworenen (auch "Siebener" genannt) geheime Zeichen einbringen. Dabei hat jede Gemeinde ihre eigenen geheimen Zeichen, die einmal festgelegt wurden und fortgeführt werden, sodass die Feldgeschworenen auch bei einer illegalen Versetzung oder Entfernung der Steine die Flurgrenzen sicher bestimmen können. Müller führte aus, dass Gemarkungssteine nur von der jeweiligen Gemeinde versetzt werden dürfen und dass bei der Auswechselung von Gemarkungssteinen Feldgeschworene beider Gemeinden anwesend sein müssen.

Am Schmalet entsteht bald ein großer Solarpark

Danach ging die Wanderung bergauf zum Schmalet, wo am "Dreiländereck" (das heißt am Gemarkungsstein von Margetshöchheim, Erlabrunn und Leinach) das traditionelle "Stauchen" der neuen GemeinderätInnen anstand: Ursula Grosch, Anette Heinrich, Marco Herbert, Ottilie Jungbauer, Daniela Kircher und Bernd Scheumann hatten das Vergnügen. Dafür hoben die Feldgeschworenen Bernd Müller und Stefan Oppmann vor dem belustigten Publikum die einzelnen Damen und Herren des Gremiums mehr oder weniger sanft mit dem Hintern auf den Grenzstein, um sie dem Brauch nach sinnbildlich auf das Wohl ihrer Gemeinde zu verpflichten. Anschließend führte der Weg zu den Flächen des künftigen Solarparks im Schmalet. Dort berichtete Bürgermeister Brohm darüber, dass die Gemeinde den Bebauungsplan für die fast 30 Hektar große Anlage noch in diesem Jahr aufstellen will, sodass der Investor ab nächstem Jahr Baurecht haben sollte. Die einzelnen Solarmodule werden bis zur Oberkante drei Meter Höhe haben und sich je nach Sonneneinstrahlung automatisch ausrichten, zudem kommen die Module ohne Betonfundamente und damit ohne Bodenversiegelung aus, so Brohm. In welcher Form sich die Bürger an dem Solarpark beteiligen können, werde in näherer Zukunft diskutiert und die Frage, inwieweit Margetshöchheim von dem billigen Strom profitieren könne, werde gerade mit einer Anfrage beim Bayerischen Gemeindetag geprüft, berichtete er. Zudem werde gerade geprüft, ob die Abwärme der Solaranlage im Baugebiet Scheckert-Lausrain genutzt werden könnte, allerdings dürften durch die enorme Leitungslänge hohe Reibungsverluste auftreten, meinte der Bürgermeister. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

Feldgeschworene sind die Hüter der Grenzen

Am Ende des informativen Flurgangs konnten sich die TeilnehmerInnen an der Jägerhütte bei den Windrädern mit einem deftigen Imbiss vom Grill erfrischen, den der Obst- und Gartenbauverein organisierte. Neben dem alljährlich stattfindenden Flurgang laden die Feldgeschworenen ein Mal im Jahr auch zu ihrem Jahrestag ein. Die sogenannten "Siebenertage" werden im Beisein von BürgerInnen, PolitikerInnen und VertreterInnen von Kirchen und Behörden feierlich begangen. Laut dem Bayerischen Heimatministerium gehören sie zu den wenigen überregionalen Veranstaltungen, an denen bäuerliches Brauchtum noch regelmäßig gepflegt wird. Das Feldgeschworenentum ist das älteste kommunale Ehrenamt Deutschlands, es ging aus den Feldgerichten hervor und datiert bis in das 13. Jahrhundert zurück. Heute wachen alleine in Bayern rund 27.000 Feldgeschworene über die Grenzen von Gemeinden und Grundstücken, insbesondere in Franken. Die Siebener arbeiten eng mit den Vermessungsämtern zusammen und sind in der Regel zu Zweit bei Vermessungen dabei. Das Setzen der Steine obliegt dann den Feldgeschworenen: "Wir machen sozusagen die Drecksarbeit", scherzt Obmann Bernd Müller. Feldgeschworener kann nur werden, wer volljährig und vertrauenswürdig ist, zudem sollte Grundbesitz in der Gemeinde vorhanden sein. Geeignete KandidatInnen werden von amtierenden Feldgeschworenen vorgeschlagen und von Gemeinderat, Bürgermeister und Landrat berufen. Das Ehrenamt gilt auf Lebenszeit. In der Regel soll eine Gemeinde sieben Feldgeschworene, mindestens aber vier haben. Sie wählen eine Person als sogenannten Obmann aus, der als Ansprechpartner für die Gemeinde und die BürgerInnen fungiert. Feldgeschworene sind immer dann gefragt, wenn zum Beispiel ein Baugebiet ausgewiesen wird oder jemand wissen will, wo seine Grundstücksgrenze verläuft. Aufgrund ihrer Erfahrung, ihres Ansehens in ihren Gemeinden und ihrer Ortskenntnis sind die Siebener bei BürgerInnen und bei der Vermessungsverwaltung sehr geschätzt.

Etwa 40 BürgerInnen nahmen an dem ausgedehnten Flurgang mit den Feldgeschworenen teil (Foto: Tina Göpfert)

 

Am "Dreiländereck" wurden die neuen GemeinderätInnen gestaucht und damit symbolisch auf ihre Gemeinde verpflichtet. (Foto: Tina Göpfert)

 

Hier entsteht künftig ein großer Solarpark, der weit mehr Strom liefern wird, als die Gemeinde verbraucht. (Foto: Tina Göpfert)
Auf dem Plan sind die Umrisse des künftigen Solarparks ersichtlich. Die knapp 100 Hektar große Photovoltaikanlage (rot umrandet) wird in zwei nicht zusammenhängenden Gebieten errichtet: unten die Fläche auf Hettstadter Gemarkung samt Umspannwerk; oben der Margetshöchheimer und Leinacher Solarpark -  der Teil östlich des Weges gehört zu Margetshöchheim, der westliche zu Leinach. (Grafik: Klärle GmbH / Gemeinde Margetshöchheim)