Der diesjährige Haushalt der Gemeinde Margetshöchheim erreicht mit knapp 18 Millionen Euro ein neues Allzeithoch und übertrumpft das bisherige Rekordjahr 2022 um rund 2,3 Millionen Euro. Die Rekordsumme ist hohen Steuereinnahmen und den großen Investitionen in Infrastrukturprojekte geschuldet. Der Schuldenstand pro Kopf bleibt aber weiterhin unter dem bayerischen Durchschnitt.
Bei der Infrastruktur wird in Margetshöchheim derzeit eher geklotzt als gekleckert: Der Bau des Höchheimer Mainstegs, der Umbau der Mainlände, die Sanierung der Kinderkrippe, die Erneuerung des Trinkwasser-Leitungsnetzes und viele weitere Projekte kosten eine Menge Geld. Das schlägt sich in den Gemeindefinanzen nieder: mit knapp 18 Millionen Euro klettert der gemeindliche Gesamthaushalt 2023 auf ein neues Allzeithoch und übertrumpft den bisherigen Rekordhaushalt von 2022 um mehr als 2,3 Millionen Euro. Verglichen mit 2017 hat sich der Haushalt sogar fast verdoppelt. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Gemeinde nun Geld wie Heu hätte - mehr als 3,5 Millionen Euro davon sind Schulden. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Schuldenberg jedoch um knapp 60.000 Euro gesunken. Zwar bekommt die Gemeinde Margetshöchheim für viele der ambitionierten Projekte Fördergelder, allerdings muss sie die Moneten vorschießen und einen Teil der Investitionen plus die Baunebenkosten selbst tragen. Für die nächsten Jahre sind weitere Darlehensaufnahmen vorgesehen: für 2024 sind 2,9 Millionen Euro Darlehen geplant, für 2025 dann 2,7 Mio. Euro und für 2026 noch 2 Mio. Euro. Schließlich stehen weiterhin große Bauprojekte wie der Umbau der Mainlände, die Erweiterung der KiTa und Erneuerungen im Leitungsnetz an. Heuer waren 1,3 Millionen Euro Darlehen einkalkuliert; diese wurden 2023 aber nicht abgerufen, weil Projekte wie der neue Mainsteg durch die Bau-Verzögerungen noch nicht abgerechnet werden konnten, erklärt Kämmerer Bruno Hartmann auf Nachfrage. Nicht abgerufene Gelder werden in einen eigenen Topf - die Rücklagen - überführt.
Margetshöchheim bleibt weiterhin unter der durchschnittlichen Pro-Kopf-Verschuldung
"Haushalt" mag zwar dröge klingen, ist laut Bürgermeister aber "das schärfste Schwert" in der Gemeinde; schließlich bestimmen die Finanzen, was geht und was nicht. Der Margetshöchheimer Gesamthaushalt setzt sich aus dem Verwaltungshaushalt (rund 7,7 Mio. Euro) und dem Vermögenshaushalt (rund 10,2 Mio. Euro) zusammen. Die größten Einnahmen generiert die Gemeinde aus der Einkommenssteuer (circa 2,5 Mio. Euro), den Schlüsselzuweisungen des Landkreises (circa 1 Mio. Euro) und der Gewerbesteuer (circa 625.000 Euro). Die Steuereinnahmen erreichten dieses Jahr neue Rekordwerte. Bürgermeister Brohm deutete in einer der vorigen Gemeinderatssitzungen allerdings an, dass sich derzeit schon abzeichne, dass sich die schwächelnde Konjunktur auf Margetshöchheim auswirkt und die Einnahmen aus der Einkommens- und Gewerbesteuer um mehrere Prozentpunkte am sinken sind.
Eine gute Nachricht ist, dass die Margetshöchheimer Schuldenquote mit rund 1.114 Euro je EinwohnerIn weiterhin unter dem bayerischen Durchschnitt bleibt (1.425 Euro pro Kopf) und im Vergleich zu 2022 sogar minimal gesunken ist. Außerdem liegt die hiesige Pro-Kopf-Quote deutlich unter der durchschnittlichen kommunalen Verschuldung in Deutschland - sie belief sich im Jahr 2022 auf 1.809 Euro je EinwohnerIn (Unnützes Wissen: im Jahr 1950 lag die kommunale Verschuldung bei umgerechnet 2 Euro pro Kopf).
Die Gemeinde hat die "optimale betriebswirtschaftliche Größe"
Laut Bürgermeister Waldemar Brohm liegt die "optimale betriebswirtschaftliche Größe" Margetshöchheims bei 3.100-3.300 BürgerInnen. Mit dieser Einwohnerzahl könne das Dorf seine gute Infrastruktur optimal unterhalten. Die Gemeinde zählt heuer 3.175 EinwohnerInnen und ist damit leicht geschrumpft (2022 waren es 3.211). Bis zum Stichtag 1. Oktober 2023 ist eine Person mehr gestorben (26) als geboren (25) und während die Gemeinde einerseits 104 Zuzüge vor Allem von jungen Familien verzeichnen konnte, zogen 122 BürgerInnen aus Margetshöchheim weg. Mittlerweile leben 155 Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit aus 50 Nationen in Margetshöchheim - davon 18 aus Rumänien, 14 aus der Ukraine und 13 aus der Türkei. Die meisten MargetshöchheimerInnen sind 19-65 Jahre alt (57 %), nicht ganz ein Drittel ist über 66 Jahre alt (27 %). Die junge Generation bis 18 Jahre macht 17 % der Bevölkerung aus.
Investitionen in die Zukunft der jungen Generation kosten viel Geld
Margetshöchheim investiert nicht nur hohe Summen in die Infrastruktur, sondern auch in die junge Generation. Dabei schlägt die Umlage für den Schulverband mit einem neuen Allzeithoch von 579.000 Euro zu Buche. Die Generalsanierung der Schule ist mit Baukosten von rund 27 Millionen Euro das größte kommunale Bauprojekt im Landkreis; die Investition wird über den Schulverband abgerechnet und taucht im Gemeindehaushalt in der Schulverbandsumlage auf. Der Betrieb der KiTa wird mit 1,2 Mio. Euro gefördert, was etwa einem Achtel des gesamten Verwaltungshaushalts entspricht. Hinzu kommt ein Defizitausgleich von 120.000 Euro für die Kindertagesstätte. Angesichts der hohen Summen hat der Gemeinderat im Sommer beschlossen, dass die KiTa-Gebühren ab dem Kindergartenjahr 2023 / 2024 leicht angehoben werden. Ein KiGa-Kind kostet im Monat nun 15 Euro mehr, ein Krippenkind 30 Euro.Die Beiträge lagen Vergleich zu anderen Landkreis-Gemeinden bisher im mittleren Bereich. Einerseits wolle man die Eltern nicht über Gebühr belasten, angesichts des hohen Defizits könne man die Kinderbetreuung als Gemeinde aber nicht länger in diesem Umfang schultern, so der Tenor im Gemeinderat. Einnahmen für Kinder und Jugendliche soll außerdem die im Oktober 2023 verabschiedete Spielplatzsatzung der Gemeinde Margetshöchheim generieren. Viele Gemeinden haben inzwischen solche Satzungen erlassen. Die Spielplatzsatzung besagt, dass Bauherren bei Bauprojekten mit mindestens 3 Wohneinheiten unter bestimmten Voraussetzungen einen privaten Spielplatz errichten oder alternativ eine entsprechende Ablösesumme an die Gemeinde zahlen müssen. Die Einnahmen daraus werden zweckgebunden für Kinder und Jugendliche ausgegeben. Die Satzung ist auf der Homepage der Gemeinde nachlesbar unter https://www.margetshoechheim.de/fileadmin/Gemeinde/Dateien/Ortsrecht/Spielplatzsatzung/2023-10-10-INTERNETVERSION-Spielplatzsatzung-Margetshoechheim-.pdf.
Für soziale Zwecke nimmt die Gemeinde aber auch Geld in die Hand, etwa für freiwillige Zuschüsse für die Vereine (insgesamt 34.000 Euro), Zuschüsse zum Seniorenabo und 365-Euro-Ticket (10.000 Euro) sowie Zuschüsse für die Altortsanierung (bis zum 8. Dezember rund 63.500 Euro).
Die Verwaltungsgemeinschaft Margetshöchheim-Erlabrunn kommt übrigens ganz ohne Schulden aus. Der Gesamthaushalt der VG umfasste 2023 rund 1,6 Millionen Euro, davon sind etwa 1,4 Millionen Euro im Verwaltungshaushalt.