Kommunen können unterschiedliche Fördertöpfe anzapfen, um ihre Projekte zu realisieren. Eines davon ist das EU-Programm "LEADER", das unter dem Motto "Bürger gestalten ihre Heimat" breites Engagement im ländlichen Raum stärken will. Jahrelang war die Gemeinde nur "schlafendes" Mitglied, jetzt ist sie voll beigetreten und kann auch Gelder beantragen.
"LEADER" wurde bereits vor 20 Jahren ins Leben gerufen und ist eines der wichtigsten EU-Programme zur Entwicklung des ländlichen Raums. Es soll lokalen Akteuren ermöglichen, eigene Strategien zur Verbesserung ihrer Region zu erarbeiten und auch umzusetzen. Dabei können Projekte von Gemeinden, Unternehmen, Vereinen oder auch Privatleuten initiiert werden. Eine Besonderheit am LEADER-Programm ist, dass es einen eigenen Förderetat hat und dass die Gelder im Gegensatz zu den meisten anderen Programmen auch mit Fördergeldern wie der Städtebauförderung kombiniert werden können. Die Mitgliedschaft bei LEADER kostet 75 Cent pro Einwohner, für Margetshöchheim sind das rund 2.300 Euro im Jahr. Die GemeinderätInnen stimmten in der letzten Sitzung einstimmig dafür, dass Margetshöchheim als voll zahlendes Mitglied beitritt und damit auch Fördergelder beantragen kann. Der Etat wurde in den Gemeindehaushalt für 2022 eingestellt.
Um am LEADER-Programm teilzunehmen, braucht es eine Lokale Arbeitsgruppe (LAG). In Deutschland ist jede LAG als Verein organisiert. Margetshöchheim gehört jetzt zur LAG Wein, Wald, Wasser (https://www.weinwaldwasser.de/), die mittlerweile 28 Gemeinden mit 111.000 Einwohnern aus den Landkreisen Würzburg und Main-Spessart umfasst. In der Europäischen Union gibt es derzeit rund 2.800 Lokale Arbeitsgruppen (LAG), denen circa 61% der europäischen ländlichen Bevölkerung angehören. Jede LAG braucht einen hauptamtlichen Manager; die LAG Wein, Wald, Wasser wird von Harald Frölich gemanagt, der das LEADER-Programm im Margetshöchheimer Gemeinderat vorstellte. Ihren Sitz hat die Lokale Arbeitsgruppe in Thüngersheim.
"Bürgerbeteiligung war vor 20 Jahren noch völlig exotisch, jetzt ist sie ganz normal", sagte Frölich in der Sitzung. Die EU sei hier Trendsetter gewesen und habe das Thema durch Programme wie LEADER bekannt gemacht. LEADER ziele darauf ab, dass Bürger ihre Heimat gestalten und ländliche Räume "sozial, kulturell und ökologisch" voranbringen. "Wir können die Region nicht umkrempeln, aber wir können Dinge anstoßen", erklärte der LAG-Manager. Ein großes Thema sei die Vernetzung - sei es durch Kooperationen zwischen Bürgern, Gemeinden und Fachbehörden oder über Gemeindegrenzen hinweg. Auch Kooperationen mit den Kommunalen Allianzen, sogenannten ILEs, sind laut Frölich häufig. Margetshöchheim gehört der ILE Main Wein Garten an (https://www.ile-main-wein-garten.de/). Ein wichtiger Unterschied zwischen der ILE und der LAG besteht darin, dass die ILEs keine eigenen Fördermittel haben, sondern Gelder z.B. beim Amt für Ländliche Entwicklung generieren müssen. Die LAG dagegen hat für jede Förderperiode (5-7 Jahre) einen eigenen Fördertopf von jeweils 1,3 Millionen Euro.
"Wir können Dinge fördern, die Sie sonst in keinem anderen Förderprogramm unterbringen", erklärte Frölich den GemeinderätInnen. Als Beispiele nannte er Innovationen, Planungen, Studien, Konzepte oder Personal. Auch Kombinationen mit der Städtebauförderung seien häufig; von der LAG gebe es dann z.B. Gelder für die Innenausstattung wie aktuell beim Umbau des Rottendorfer Bahnhofs. Das Programm sei ein interessantes und flexibles "Experimentierstückchen", so Frölich. Bereits geförderte Projekte sind zum Beispiel der Gesundheitsgarten Retzbach, der Lernort Synagoge Arnstein, das Walderlebniszentrum Gramschatzer Wald, eine Wanderausstellung und vieles mehr. Projekte können mit mindestens 3.000 und maximal 200.000 Euro von der LAG gefördert werden; auch gewinnorientierte Projekte von Unternehmen sind förderfähig. Die Projekte werden von einem Lenkungsausschuss anhand eines Punktesystems ausgewählt. Im Lenkungsausschuss sitzen 25 Mitglieder aus Kommunen, Verbänden, Vereinen und der Bürgerschaft. Gemeinderätin Ursula Grosch von der Margetshöchheimer Mitte fragte in der Sitzung nach, ob Margetshöchheim schon ein bestimmtes Projekt ins Auge gefasst habe. Bürgermeister Waldemar Brohm (CSU) berichtete, die Gemeinde würde gerne ein Kunstwerk für den Kunst- und Kulturweg an der neuen Mainlände ins Rennen schicken. Warum Margetshöchheim erst jetzt seinen Status vom "schlafenden" zum vollen Mitglied in der LAG ändere, führte Brohm ebenfalls aus: Margetshöchheim (und Erlabrunn) habe bereits vor 6 Jahren überlegt, der LAG voll beizutreten. Allerdings wurde damals gerade die ILE Main Wein Garten gegründet, sodass sich die Gemeinden erstmal auf diese Allianz konzentrierten.