Nach 4 Jahren Bauzeit: Der Höchheimer Mainsteg wurde feierlich für den Verkehr freigegeben

Nach knapp 20 Jahren Planungszeit und 4 Jahren Bauzeit konnte der neue Höchheimer Mainsteg am 5. November endlich feierlich für die Öffentlichkeit freigegeben werden. Für die Gemeinden sei dies "ein bemerkenswerter Tag", resümierte Bürgermeister Brohm. Die große Eröffnungsparty des "Jahrhundertbauwerks" soll im Frühjahr 2025 stattfinden. Der alte Steg bleibt bis Januar begehbar.

Am ersten Tag seines Daseins als offizieller Verkehsweg war auf dem Höchheimer Mainsteg schon eine Menge los: rund 70 Bürgerinnen und Bürger kamen zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf der neuen Brücke zusammen, um der offiziellen Verkehrsfreigabe am 5. November beizuwohnen. Mit großer Freude schnitten Bürgermeister Waldemar Brohm, Bürgermeister Jürgen Götz aus Veitshöchheim, Amtsleiterin Mareike Bodsch sowie Sylke Buchsot vom WNA zusammen mit Margetshöchheims Abgeordnetem Björn Jungbauer (CSU) das rote Band in der Mitte der Brücke durch. "Heute ist ein bemerkenswerter Tag für die Gemeinden", strahlte Brohm. Schließlich sei der neue Steg ein "herausragendes Bauwerk" mit großer Bedeutung für die Verkehrsinfrastruktur und den Tourismus in der Region. Mareike Bodsch vom Wasserstraßen-Neubauamt bezeichnete den Höchheimer Mainsteg als "architektonisches Highlight" und freute sich nach dem "Hindernislauf" der vergangenen Jahre mit Problemen beim Baugrund, beim Bauwerk und mit der Baufirma sehr über die gelungene Etappe auf dem Weg zum Abschluss des Großprojekts. Der Bürgermeister verkündete, die "lange Zeit des Wartens und auch des Ärgers" habe nun ein gutes Ende gefunden. Darauf wurde beim ersten "Brückenschoppen" gleich mit einem Glas Sekt angestoßen. Zahlreiche Bürger applaudierten bei der Freigabe und lobten das elegante Bauwerk. Auch medial stieß die Verkehrsfreigabe des Höchheimer Mainstegs auf großes Interesse - neben der Mainpost war auch der Bayerische Rundfunk zugegen, in den Nachrichten von Radio Bayern 1 wurde am selben Tag darüber berichtet.

Was lange währte, wurde nun endlich gut

Die filigrane Seilnetz-Hängebrücke soll nun ein geschätztes verbindendes Element zwischen Margetshöchheim und Veitshöchheim werden. In den vergangenen Jahren verband das Bauwerk vor Allem dadurch, allen Beteiligten Zeit, Geld und Nerven zu kosten. Der Weg zum neuen Steg begann bereits 2004, als der Gemeinde Margetshöchheim mitgeteilt wurde, dass der 1967 erbaute Ludwig-Volk-Steg nicht mehr verkehrssicher sei, weil die Pfeiler laut Gutachten einem Schiffsanprall nicht standhalten würden. Obendrein wäre der alte Steg stark sanierungsbedürftig gewesen. So fasste die Gemeinde Margetshöchheim als Bauherrin im Jahr 2008 den Grundsatzbeschluss, einen neuen Steg zu bauen. Im Jahr 2011 entschieden sich die Gemeinden für den Standort Sportplatz / Mainfrankensäle und die preisgünstigste Steg-Variante, eine Hängebrücke mit zwei Pylonen. Nach der jahrelangen Planungsphase mit über 60 Terminen rund um den neuen Mainsteg begann im Oktober 2020 mitten in der Corona-Pandemie schließlich der Bau; seinen Namen bekam der Höchheimer Mainsteg im Dezember 2021. Dass die neue Brücke "fordernd" werde, hatte Bodsch vom WNA bereits bei der Baustellen-Eröffnung angemerkt. Probleme begleiteten die Baustelle von Anfang an - neben den allgemeinen Schwierigkeiten durch Pandemie, Energiekrise, Inflation usw. fand man etwa einen unerwartet schwierigen Baugrund vor. Höhepunkt war der Ärger mit der ausführenden Baufirma, der im Sommer 2022 schließlich in einem monatelangen Baustopp gipfelte. Dank eines Mediators konnten die Baufirma und das WNA ihren Streit beilegen und weitreichende Einigungen erzielen. Auslöser waren Nachträge der Baufirma in Höhe von mehr als 2 Millionen Euro gewesen. Die Verhandlungen dauern noch an.

Im ursprünglichen Vertrag war außerdem der Abbruch des alten Ludwig-Volk-Stegs inkludiert; diesen Posten konnte die ausführende Baufirma erfolgreich aus dem Vertrag streichen, inzwischen wurde eine neue Firma mit den Abrissarbeiten beauftragt. Der Abbruch der alten Brücke soll Anfang Januar 2025 starten; bis dahin wird der Ludwig-Volk-Steg zwar nicht mehr als offizieller Verkehrsweg gelistet sein, aber begehbar bleiben. Der eigentliche Abbruch soll laut Bürgermeister Brohm flott gehen: "Zuerst wird der Brücken-Überbau mit einem Kran herausgehoben und dann an Land zerteilt. Das ganze dauert circa einen halben bis einen Tag." Planmäßig sollen die Pfeiler des Ludwig-Volk-Stegs im März / April 2025 während der regulären 14-tägigen Schifffahrtssperre entfernt werden. Die Gemeinde hofft zudem, dass dann auch gleich der an Land stehende Pfeiler mit entfernt wird. Schließlich soll die Mainlände zwischen Pointstraße und Rathaus als zweiter Bauabschnitt im nächsten Jahr umgebaut werden, losgehen soll es laut jetzigem Zeitplan im September 2025, die Bauzeit soll 18 Monate betragen. Brohm hofft, dass die Bauzeitpläne der beiden Maßnahmen harmonieren und ein normales Margaretenfest in der Mainstraße ermöglichen.

Mehr als doppelt so teuer: Der Abbruch des alten Stegs wird rund 2,8 Millionen Euro kosten

Der Abbruch der alten Fußgängerbrücke wird mit der neuen Baufirma erheblich teurer als geplant. Der Margetshöchheimer Gemeinderat musste vor einigen Wochen über die Auftragsvergabe entscheiden, da die Gemeinde Margetshöchheim die Bauherrin sowohl vom alten als auch vom neuen Mainsteg ist. Statt der ursprünglich veranschlagten 1,2 Millionen Euro wird der Abbruch der maroden Brücke circa 2,8 Millionen Euro kosten - rund 2,5 mal so viel wie geplant. Der Gemeinderat tat sich mit der Auftragsvergabe an den günstigsten Bieter schwer, allerdings entsprechen sowohl die Neuausschreibung als auch der Kostenansatz trotz deutlich höherer Preise den Richtlinien. Schuld ist unter Anderem ein stark gestiegener Baukostenindex. Zähneknirschend stimmte das Gremium zu. Die Kostensteigerung stellt Margetshöchheim und Veitshöchheim derzeit vor eine große Herausforderung. Über Kontakte ins Bundesverkehrsministerium versuchen die Gemeinden nun Gelder zu generieren, um nicht auf den unverschuldeten Mehrkosten sitzen zu bleiben.

Insgesamt dürfte der Höchheimer Mainsteg fast 10 Millionen Euro kosten. Veranschlagt waren 8,4 Millionen Euro; die kostspieligen Nachträge der Baufirma sind in der Kalkulation nicht berücksichtigt. Die Gemeinde Margetshöchheim ist Eigentümerin der Brücke, die Gemeinde Veitshöchheim beteiligt sich hälftig an den Kosten. Auch der Bund sitzt bei beiden Brücken mit im Boot: das Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg (WNA) fungiert als Träger der Bauvorhaben und ist in Kooperation mit den Gemeinden für die Planung zuständig und für die Bauausführung verantwortlich; dem WNA übergeordnet ist die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). Der Bund zahlt 49,38 % der Kosten, die Gemeinden Margetshöchheim und Veitshöchheim teilen sich den restlichen Kostenanteil von 50,62 %. An Margetshöchheim und Veitshöchheim bleiben laut ursprünglicher Rechnung Projektkosten von rund 5 Millionen Euro hängen. Davon sind 4,4 Millionen Euro durch die Regierung förderfähig. Nicht gefördert werden Kosten für Planungen und Dinge, die nicht direkt mit dem Bauwerk zu tun haben - sie machen etwa 18-20 % der Gesamtkosten aus und schlagen für beide Gemeinden mit knapp 650 000 Euro zu Buche. Von dem förderfähigen Kostenanteil in Höhe von 4,4 Millionen Euro bekommen die Gemeinden 3,1 Millionen Euro; erfreulicherweise gilt ein erhöhter Fördersatz von 70 %, weil das Bauwerk von überregionaler Bedeutung ist. Laut dieser ursprünglichen Kalkulation bleiben an beiden Gemeinden zusammen insgesamt Kosten in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro hängen plus die nicht förderfähigen 650 000 Euro - für jeden Ort also fast 1,3 Millionen Euro. Wie hoch die Summe am Ende tatsächlich ausfällt, bleibt abzuwarten - der erheblich teurere Steg-Abbruch sowie die Nachträge der Baufirma für den Höchheimer Mainsteg dürften sich noch in den Büchern niederschlagen.

Es werden noch kleinere Mängel am neuen Steg ausgebessert

Nichtsdestotrotz ist mit der offiziellen Verkehrsfreigabe die Kuh jetzt vom Eis. Auch der Behörde sei "ein großer Stein vom Herzen gefallen", hieß es aus dem WNA. Das Wasserstraßen-Neubauamt hat tags zuvor zusammen mit der ausführenden Baufirma die Abnahme durchgeführt. Demnach sind alle wesentlichen Mängel jetzt abgestellt, nun geht es nur noch um ein paar Kleinigkeiten. So müssten beispielsweise noch Nachbesserungen am Sichtbeton der Mast- und Stützfundamente erledigt werden, berichtet Amtsleiterin Mareike Bodsch auf Nachfrage; diese seien aber rein optischer Natur. Bürgermeister Waldemar Brohm erklärt, dass es normal sei, dass bei einem "Bauwerk dieser Größe" noch kleinere Nacharbeiten anfallen. Bei der feierlichen Freigabe hatten einige Bürger bemerkt, dass auf dem Oberbelag stellenweise Wasser steht; Sylke Buchsot vom WNA erklärte auf Nachfrage, dass dies jedoch kein Mangel sei, sondern an dem W-förmigen Bodenaufbau liege: "Wenn Sie in der Mitte oder am Rand laufen, bleiben die Füße trocken." Da die 311 Meter lange Brücke 3 Meter breit ist, kann sie bequemer begangen werden als der alte Steg. Zudem ist das Seilnetz-Geländer 1,30 Meter hoch, sodass sie auch von Radfahrern befahren werden darf. Den Unterhalt der Brücke teilen sich die Kommunen gleichberechtigt; in geraden Jahren ist Margetshöchheim an der Reihe. Die Bürgermeister von Margetshöchheim und Veitshöchheim freuen sich nicht nur über das gelungene Bauwerk, sondern auch darüber, dass die beiden Gemeinden im Lauf der Jahre enger zusammengewachsen sind. Jetzt soll der Höchheimer Mainsteg ein echtes verbindendes Element auf beiden Mainseiten werden.

Die große Eröffnungsfeier des Höchheimer Mainstegs mit einem Fest für die Bürger wird im Frühjahr 2025 stattfinden. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

Im Bayerischen Rundfunk wurde über die Freigabe des Höchheimer Mainstegs ebenfalls berichtet, nachzulesen unter https://www.br.de/nachrichten/bayern/nach-langem-hin-und-her-und-streit-mainsteg-wird-freigegeben,UTAi959

 

In feierlicher Stimmung wurde der Höchheimer Mainsteg am 5. November offiziell für die Bürger freigegeben. Von links: MdL Björn Jungbauer, Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz, Amtsleiterin Mareike Bodsch und Sylke Buchsot vom WNA, Bürgermeister Waldemar Brohm, die stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer. (Foto: Tina Göpfert)

 

Die Bürgermeister hatten gut Lachen, dass die Brücke nach vier Jahren Bauzeit nun endlich fertig ist. (Foto: Tina Göpfert)

 

Mit einem Glas Sekt wurde auf das freudige Ereignis angestoßen. (Foto: Tina Göpfert)

 

Trotz des bescheidenen Wetters nahmen zahlreiche Bürger an der Feierlichkeit teil. (Foto: Tina Göpfert)

 

Blick von der frisch eingeweihten Brücke auf den maroden Ludwig-Volk-Steg, der Anfang 2025 abgerissen wird. Fun fact: 25,15 Runden über die beiden Brücken entsprechen einem Marathon. (Foto: Tina Göpfert)

 

Ohne einen Haufen Bürokratie geht nichts in Deutschland - nach der Feierlichkeit mussten Dokumente im ersten Ordner unterzeichnet werden. Neun weitere Ordner werden folgen mit Plänen, Prüfdokumenten, Wartungsplänen usw. (Foto: Tina Göpfert)

 

Das ursprüngliche Datenblatt Ersatzneubau Fußgängersteg:

Brückentyp:                                 rückverankerte, pfeilerlose Hängebrücke über den Main mit 2 Pylonen

Kreuzungswinkel:                        ca. 19 gon

Baubeginn:                                 September 2020

Bauzeit:                                      ca. 19 Monate

Voraussichtliche Kosten:             ca. 8,4 Mio. €

Der Bauplan des Höchheimer Mainstegs. (Grafik: Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg)

Gesamtlänge:                             inkl. beider Rampen 311 Meter

Hängebrückenlänge:                   ca. 122 m, über dem Main

Pylonhöhe:                                 ca. 25 m                                  

Brückenfläche                             ca. 950 m²

Brückenbreite:                            3 Meter

Geländerhöhe:                            1,30 m, befahrbar für Radfahrer/innen

Träger des Vorhabens:                Bundesrepublik Deutschland

In Kooperation mit                       den Gemeinden Margetshöchheim und Veitshöchheim

Gefördert mit Mitteln                   des Freistaats Bayern

Der Bauplan des Höchheimer Mainstegs. (Grafik: Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg)

Vertreten durch                           Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg

Technische Besonderheiten:

durchlaufendes Edelstahl-Seilnetz-Geländer

LED-Beleuchtung im Handlauf integriert, schlanke Stahlbetonbrückenplatte 22cm Bauhöhe

behinderten- und radfahrergerechte Rampen auf beiden Uferseiten, und zusätzlich ein Treppenaufgang in Form einer Wendeltreppe zum direkten Zugang zur Brücke auf Veitshöchheimer Seite

Die Maste bilden mit der Abspannung der Tragseile einen stabilen Dreibock, der weithin sichtbar den Standort des Steges markiert und damit die nötige Orientierung für die Überquerung des Mains liefert. Die Mastfüße sind kugelgelagert ausgeführt.

Für die Zugabspannungen von Tragseil und Mast sind Abspannfundamente vorgesehen, die mittels Verpressankern im Boden verankert werden. Die aufgefächerten Verpressanker tragen die Lasten in den anstehenden Boden über Mantelreibung ein.