Generalsanierung der Schule: enorme Kostensteigerungen seit 2021 dürften den Bau am Ende rund 8 Millionen Euro teurer machen

Bauherren müssen sich aktuell oft großen Herausforderungen stellen. Davon können auch die Schulverbandsgemeinden ein Lied singen, denn bei der Generalsanierung und Erweiterung der Margetshöchheimer Schule läuft es nicht rund. Es gibt enorme Preissteigerungen, die Bürgermeister befürchten am Ende Mehrkosten von knapp 8 Millionen Euro.

Bauen in Deutschland ist komplizierter, dauert länger und kostet mehr als geplant - eine Binsenweisheit, die sich bei Margetshöchheims öffentlichen Bauwerken leider erneut bewahrheitet. Während sich die schwierige Dauerbaustelle Höchheimer Mainsteg endlich ihrem augenscheinlich guten Ende nähert, kommen von der Generalsanierung der Grund- und Mittelschule neue Hiobsbotschaften. Beim Spatenstich im Mai 2022 war die Sanierung der Schule mit veranschlagten 27 Millionen Euro bereits das größte und kostspieligste Bauvorhaben in der Geschichte Margetshöchheims und obendrein das teuerste kommunale Bauprojekt im Landkreis Würzburg. Jetzt dürfte es noch einmal deutlich teurer werden: die Bürgermeister des Schulverbands befürchten inzwischen, dass der Umbau am Ende rund 35 Millionen Euro kosten wird - knapp 8 Millionen Euro mehr als geplant. Da sich die finanzielle Beteiligung der einzelnen Schulverbandsgemeinden an den Schülerzahlen orientiert, bleibt vor Allem an den Gemeinden Margetshöchheim und Erlabrunn ein großer Teil davon hängen.

"Die Kostensteigerungen treffen uns hart", sagt Brohm

Für die Gemeinden kommt die prognostizierte Preissteigerung zur Unzeit, denn die Kommunen haben generell schon damit zu kämpfen, dass immer mehr Aufgaben und Ausgaben zu schultern sind, während die Einnahmen sinken. Die Aussichten sind mau, denn die deutsche Konjunktur schwächelt und sowohl der Landkreis als auch der Freistaat werden den Gemeinden in den kommenden Jahren weniger Geld zur Verfügung stellen. "Die Kostensteigerungen treffen uns hart. Die Finanzlage der Gemeinden ist angespannt", äußert der Vorsitzende des Schulverbands, Bürgermeister Waldemar Brohm, auf Nachfrage. Beim Spatenstich im Mai 2022 hatte Brohm den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy zitiert: "Es gibt nur eines, was auf Dauer teurer ist als Bildung - keine Bildung"; dass es nun noch deutlich teurer wird als gedacht, hat laut Brohm multiple Ursachen: "Es liegt an den Rahmenbedigungen, die wir nicht verursacht haben: Corona, Inflation, Energiekrise, Lohnsteigerungen im Bausektor und deutlich gestiegene Baukostenindizes. Es sind leider ganz außergewöhnliche Umstände". Bei der Schulverbandssitzung im September kamen die neuen Zahlen auf den Tisch. Da zwischen der ersten Kostenberechnung im Jahr 2021 (an der sich auch die Fördersumme für das Bauprojekt orientiert) und der Fertigstellung der fünf Bauabschnitte etliche Jahre liegen, erhöhen sich die Baukosten bereits durch die normalen Preissteigerungsindizes. Aktuell gibt es laut Baukostenindex eine generelle Preissteigerung von satten 31 % beim Bauen. Legt man diesen Prozentsatz zu Grunde, müssen die Gemeinden davon ausgehen, dass die Generalsanierung der Schule bis zum Bauende im Jahr 2026 insgesamt rund 35 Millionen Euro kosten wird - knapp 8 Millionen Euro mehr als geplant.

Derzeit wird der zweite Bauabschnitt des Schulgebäudes umgebaut, das Gremium hatte nach den erfolgreichen Ausschreibungen in der September-Sitzung mehrere Aufträge zu vergeben. Für zahlreiche Bauarbeiten in dem Abschnitt muss der Schulverband nun mehr Geld in die Hand nehmen, als bei der Berechnung vor drei Jahren geplant war: Besonders drastisch fallen die Preissteigerungen bei den Rohbauarbeiten aus, hier ist das Angebot des günstigsten Bieters jetzt ganze 190 % teurer als bei der Schätzung 2021. Die enorme Preissteigerung kommt hauptsächlich durch den gestiegenen Baupreisindex zustande. Die Kosten für die Lüftungsarbeiten steigen um 1 %, die Abbrucharbeiten um 3 %, die Sanitärinstallationen um 15 %, die Heizungsinstallationen um 17,5 %, der Sonnenschutz um 24 %, der Fensterbau um 29 %, die Isolierarbeiten um 48,5 %, die Vorhangfassade um 49 %, die Dachdeckerarbeiten um 111 % und die Kosten für die Schlosserarbeiten steigen sogar um 190 %. Da die Angebote jedoch im Rahmen der aktuellen Kostenschätzungen der Leistungsverzeichnisse liegen und aktuelle Marktpreise wiedergeben, stimmte das Gremium den Auftragsvergaben zu.

Alleine der erste Bauabschnitt kostet 2,8 Millionen Euro mehr

Für den ersten Bauabschnitt - den fertiggestellten Verwaltungstrakt samt Eingang - wurden von etlichen Firmen Nachträge gestellt, allerdings entstanden dadurch (bis auf die um 2 % teurer gewordene Baureinigung) kaum Mehrkosten, weil viele Arbeiten nur Materialverschiebungen waren oder zeitlich vorgezogen wurden, darunter der Einbau von Brandschutztüren oder Arbeiten an der Elektrik, der Heizung und der Lüftung. Zudem ergaben sich Änderungen durch die neuen Fachplaner, beispielsweise wurde die Anzahl der Deckenleuchten angepasst, wobei aber Material für die Akustikdecke eingespart werden kann, sodass sich das Ganze am Ende kostentechnisch nivelliert. Bei einzelnen Arbeiten im BA I sind die Preise zur Freude der Gemeinden sogar gesunken, etwa beim Mobiliar, (-8 %) oder der Telefonanlage (-40 %). Zudem versucht das Bauteam wo immer möglich, Einsparungen vorzunehmen, um die Mehrkosten aufzufangen. Dabei sind die Möglichkeiten allerdings sehr begrenzt. Insgesamt wiegen die Einsparungen die Preissteigerungen an anderer Stelle bei weitem nicht auf. Alleine im ersten Bauabschnitt, der der größte und mit kalkulierten 8 Millionen Euro auch der teuerste war, summieren sich die Mehrkosten auf rund 2,8 Millionen Euro. Die Summe entspricht einer Preissteigerung von 29 % und liegt damit leicht unter dem generellen Anstieg des Baukostenindex von 31 %.

Insolvenz, Planungsfehler und teure Altlasten

Teurer wird es außerdem durch die unerwartete Insolvenz eines Planungsbüros im Juni 2023. Die Gesamtplanung macht das Architekturbüro Haas und Haas; die Statik, die Elektrik, die Heizung, Lüftung und Sanitär sowie der Außenbereich werden von separaten Büros beplant. Die jeweiligen Bauarbeiten werden von verschiedenen Handwerksfirmen ausgeführt, die im Regelfall durch EU-weite Ausschreibungen an den Auftrag kommen. Während der Umbauphase des ersten Bauabschnitts ging 2023 ein Fachplanungsbüro für Heiztechnik und Sanitär pleite, die Planung musste komplett neu aufgesetzt und ausgeschrieben werden. Dadurch verzögerte sich die Bauzeit um rund 3 Monate und es entstanden Mehrkosten. Dass der Partner insolvent ging, stellte sich allerdings als ziemliches Glück im Unglück heraus, denn viele der Planungen waren fehlerhaft oder fehlten sogar ganz. Es galt etliche Korrekturen vorzunehmen und Planungen nachzuholen. Beispielsweise war die Entwässerungsplanung nicht fach- und normgerecht, zudem fehlte ein Überflutungsnachweis bei Starkregen. Im Zuge der fachlichen Berechnungen stellte das neue Planungsbüro nun fest, dass an der Schule zwei Regenrückhaltebecken nötig sind - allein diese werden rund 400.000 Euro zusätzlich kosten. Zudem hat sich der Schulverband aufgrund der aktuellen Entwicklungen bei der Energiewende in der Sitzung dazu entschieden, dass die Schule nicht wie geplant mit einer Hybrid-Heizung aus Wärmepumpe plus Gaskessel beheizt werden soll, sondern nur über Wärmepumpen. Damit soll nicht nur der Ausstieg aus der fossilen Energie untermauert werden, sondern die Wärmepumpen sollen auch die Gemeindekassen schonen. Zwar sind die Investitionskosten zu Beginn netto rund 62.000 Euro teurer als bei der Hybrid-Anlage, allerdings könnte der Schulverband laut Berechnung über eine Laufzeit von 20 Jahren bis zu 800.000 Euro einsparen, selbst wenn die Wärmepumpen nach 18 Jahren erneuert werden müssten. Extra Fördergelder werden für die reine Wärmepumpen-Lösung nicht fließen, weil sonst Fördermittel der Regierung von Unterfranken gekürzt werden könnten. Der Schulverband stimmte trotzdem einstimmig für die klimafreundliche Heizungstechnik. Wie sich bei Untersuchungen herausstellte, sind beim Umbau des alten Schulgebäudes aus den 1970er Jahren noch unerfreulichere Altlasten zu beseitigen: im Bodenaufbau wurden in mehreren Teilbereichen asbesthaltige Baustoffe gefunden, die aufwändig und teuer zu entsorgen sind. Dadurch wird sich auch die Bauzeit verzögern. Die Generalsanierung und Erweiterung der Schule ist in 5 Bauabschnitte gegliedert, laut Plan soll der runderneuerte Gebäudekomplex bis Dezember 2026 fertig sein. Aktuell wird seit dem Sommer der zweite Bauabschnitt umgebaut, er soll planmäßig bis Juni 2025 fertig werden.

"Das ist ein Hilferuf der Gemeinde, stellvertretend für viele andere Kommunen"

Die steigenden Kosten treiben den Bürgermeistern der Schulverbandsgemeinden - Margetshöchheim, Leinach, Erlabrunn und Zell - mittlerweile Sorgenfalten auf die Stirn. Der Vorsitzende, Bürgermeister Waldemar Brohm, soll deshalb versuchen, noch zusätzliche Fördermittel aufzutreiben. Er wolle den extremen Preisanstieg durch die "ganz außergewöhnlichen Umstände" beim Freistaat geltend machen und habe bereits mit Margetshöchheims Landtagsabgeordnetem Björn Jungbauer darüber gesprochen. Echte Chancen auf zusätzliche Gelder rechnet er sich aber nicht aus, berichtet Brohm auf Nachfrage: "Es geht wahrscheinlich allen Gemeinden in Bayern so, wo gebaut wird - alle Kommunen haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen". Neben den schwierigen Umständen mit Inflation, Energiekrise und Preissteigerungen sei die überbordende Bürokratie ein großer Kostentreiber, weil ständig neue Untersuchungen, Gutachten usw. gefordert würden, die die Kommunen als nicht förderfähige Kosten selbst stemmen müssen - diese Kosten summieren sich laut Brohm mittlerweile auf rund 23 % der gesamten Baukosten. "Wir haben eine Vorschriftenregelung ohne Gleichen, und das kostet alles eine Menge Zeit und Geld. Alle wissen, woran es liegt, aber keiner greift richtig durch!" kritisiert Bürgermeister Brohm und fügt frustriert hinzu: "Seit ich Bürgermeister bin, heißt es, wir müssen verschlanken, aber ich habe in der ganzen Zeit keine einzige Maßnahme in diese Richtung erlebt!". Dass der Schulverband nun beim Freistaat um zusätzliche Gelder bittet, sei "ein Hilferuf der Gemeinde - wahrscheinlich stellvertretend für viele andere Kommunen", sagt Brohm. Für die kommenden Jahre zeichne sich ab, dass die finanzielle Lage immer schwieriger werde und die Gemeinden für einen genehmigungsfähigen Haushalt gezwungen sein könnten, die Steuern zu erhöhen und Investitionen zurückzufahren.

Investitionen in Bildung

Nach der ursprünglichen Kostenrechnung war die Generalsanierung und Erweiterung der Grund- und Mitteschule mit 27,2 Millionen Euro veranschlagt. Die Regierung von Unterfranken fördert die Maßnahme zu 54,8%. Von den Gesamtkosten galten knapp 18 Mio. Euro als förderfähig; zu den rund 9 Mio. Euro teuren sogenannten nicht förderfähigen Kosten zählen etwa Statik, Konzeption, Brandschutzgutachten und andere Posten der Leistungsphasen I-III. Für den Schulverband sind rund 10 Millionen Euro Fördermittel für das Schulgebäude vorgesehen. Die verbleibenden ca. 15,6 Mio. Euro teilen sich die vier Schulverbands-Gemeinden (Margetshöchheim, Erlabrunn, Leinach und Zell) nach dem jeweiligen Schüleranteil. Konkret bezahlt Margetshöchheim etwa 43 % der Kosten für das neue Schulhaus, Erlabrunn 30 %, und Leinach und Zell teilen sich den Rest. Die nun entstandenen Mehrkosten sind bei diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt.

 

Der Plan für die Generalsanierung und Erweiterung der Schule in der Draufsicht: Die Umbaumaßnahmen sind in 5 Bauabschnitte gegliedert. Erster Bauabschnitt BA I (grün) = der fertiggestellte Verwaltungstrakt; der vorgezogene BA II (gelb) = Mittelschule; BA III (türkis) = Grundschule und Mittelschule; BA IV (pink) = Grundschule; letzter BA V (lila) ist die Turnhalle, die 2026 fertig werden soll. (Grafik: Gemeinde Margetshöchheim).

 

Der neue Verwaltungstrakt samt Eingang ist fertiggestellt und wurde im Juni 2024 feierlich eröffnet. (Foto: Tina Göpfert)