In Margetshöchheim wurden die ersten barrierefreien Bushaltestellen am Ärztehaus vor einigen Wochen fertiggestellt. Die Kosten für den Umbau beliefen sich auf rund 380.000 Euro, nun fällt ein zusätzlicher Posten an: der Erdaushub war belastet und kostet etwa 40.000 Euro extra.
Am Ärztehaus wurden vor wenigen Wochen die beiden Bushaltestellen "Bachwiese" mit barrierefreien Hochborden fertiggestellt und um ein neues Wartehäuschen ergänzt. Der Gemeinderat hatte den Auftrag an den wirtschaftlichsten Bieter vergeben - die Kosten lagen etwas über der Schätzung und belaufen sich samt Straßenbauarbeiten und Planung auf rund 380.000 Euro. In der jüngsten Gemeinderatssitzung hatte das Gremium nun über einen unerwarteten Nachtrag zu beschließen: wie sich durch ein Gutachten herausstellte, war der umfangreiche Erdaushub für die barrierfreien Bushaltestellen mit sogenannten PAK belastet und musste auf einer Deponie entsorgt werden. Die Kosten für die Entsorgung werden pro Tonne berechnet und belaufen sich insgesamt auf circa 40.000 Euro; der Gemeinderat stimmte dem Nachtrag einstimmig zu.
PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) sind besonders kritische und krebserregende Stoffe, die bei jeder Verbrennung von fossilen oder organischen Rohstoffen entstehen (z.B. Erdöl, Kohle, Diesel, Holz, usw.). Je niedriger die Verbrennungstemperatur ist, desto mehr PAK bilden sich. Auch bestimmte Raffinerieprodukte wie Wachse, Öle, oder Teer enthalten PAK. PAK sind schlecht abbaubar und reichern sich in der Umwelt sowie im menschlichen Körper an. Aufgrund ihrer Eigenschaften gelten PAK als sogenannte „PBT“-Stoffe: sie sind Persistent (schlecht oder gar nicht abbaubar), Bioakkumulierend (sich in Organismen anreichernd) und Toxisch (giftig). Dass PAK in der Umwelt fast überall vorkommen, macht sie in Verbindung mit ihren Eigenschaften laut Umweltbundesamt zu einer besonders problematischen Stoffgruppe.
Weil dieselbe Firma, die die barrierefreien Halstestellen am Ärztehaus baute, auch die Sanierung der Frankenstraße übernommen hat, konnten hier Synergieeffekte genutzt werden. Die Sanierung der Frankenstraße wird in Kürze fertiggestellt (Bericht folgt). Darüber hinaus werden noch die Haltestellen "Falkenstraße" an der Margarethenhalle und "Birkachstraße" barrierefrei werden. Die Haltestelle "Birkachstraße" in Fahrtrichtung Ortsmitte wird zudem weiter nach Süden verlegt, sodass die barrierefreie Haltestelle künftig vor den "Schröderhäusern" auf gleicher Höhe wie die bestehende Haltestelle Birkachstraße in Richtung Würzburg liegt.
Die Haltestellen Dorfstraße sind zu schmal für einen barrierefreien Umbau
Vorerst nicht barrierefrei bleiben die beiden Haltestellen "Dorfstraße", weil diese aufgrund baulicher Gegebenheiten zu schmal sind und die erforderlichen Mindestmaße nicht umgesetzt werden können. Auch die Haltestelle "Falkenstraße" wird auf Seite der Sparkasse vorerst nicht barrierefrei. "Der Platz soll insgesamt umgestaltet werden. Das wird sicherlich nicht in den nächsten Jahren geschehen", meinte Bürgermeister Brohm bereits im vergangenen Jahr mit Verweis auf die zahlreichen großen und kostspieligen Bauprojekte, die die Gemeinde aktuell stemmen muss.
Der barrierefreie Ausbau im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) geht auf die UN-Behindertenrechtskonvention zurück und ist gesetzlich geregelt. Eigentlich sollte der ÖPNV in Deutschland schon 2022 barrierefrei sein, sodass auch Menschen mit Beeinträchtigungen ungehindert am öffentlichen Leben teilhaben können. Barrierefreiheit bedeutet dabei aber nicht nur, dass der Gehweg zur Haltestelle abgesenkt und von der Straße aus hindernisfrei erreichbar ist. Denn wenn Gehweg und Straße auf einer Ebene liegen, ist der Abstand zum Buseinstieg umso höher und von Menschen mit Gehbehinderungen, Rollstuhl oder Rollator nicht mehr zu bewältigen. Deshalb werden alle Bushaltestellen mit sogenannten Hochborden ausgebaut: das ist ein meist rund 18 cm hoher Bodenaufbau, der damit auf derselben Ebene liegt wie der Buseinstieg. Das macht es auch Menschen mit Gehschwierigkeiten, Kinderwagen oder Einkaufstrolley leichter, in den Bus zu kommen. Darüber hinaus können in solchen barrierefreien Bushaltestellen beispielsweise auch Blindenleitsysteme integriert werden.