Im vergangenen Dezember konnte die Gemeinde nach jahrelangem zähem Ringen endlich das marode Klostergelände kaufen. Das Filetstück im Ortszentrum soll ein vielseitig nutzbares Areal mit öffentlichem Bürgerhaus werden. Der Gemeinderat beginnt nun mit einer ersten Ideensammlung und will im Herbst mit den Planungen starten.
Im Dezember 2023 ging für die Gemeinde ein kleiner Wunschtraum in Erfüllung, als sie nach Jahren der zähen Verhandlungen endlich das alte Klostergelände kaufen konnte. Das brachliegende Areal ist weitläufig und zentral gelegen und hat laut Bürgermeister Waldemar Brohm "großes Entwicklungspotenzial" für den Altort. Das ehemalige Maria-Stern-Kloster zwischen Rathaus und Gartenstraße bietet viel Platz, dümpelt aber seit Jahren kaum genutzt vor sich hin. Denn das Gebäude hat einen unvorteilhaften Grundriss und ist völlig in die Jahre gekommen, technische Anlagen und die Innenausstattung sind veraltet. Es steht seit Jahren größtenteils leer. Derzeit wird ein Teil des Gebäudes vom Jugendkonvent genutzt, in einem anderen Trakt sind das Pfarrheim und die katholische öffentliche Bücherei untergebracht. Mangels Alternativen arrangiert man sich mit der schlechten Zugänglichkeit und dem staubigen Flair, als Wohlfühlort kann das alte Gemäuer allerdings nicht dienen.
Das Areal soll ein Bürgerhaus mit öffentlicher Grünfläche werden
Das soll sich ändern. Aus Sicht der Gemeinde bietet das Areal ein erhebliches städtebauliches Entwicklungspotenzial für Begegnungsräume im Altort, zudem könnte endlich eine barrierefreie Verbindung zwischen der Gartenstraße und den öffentlichen Gebäuden der Mainstraße wie Rathaushof, Kirche, Pfarrheim und Bücherei hergestellt werden. Davon würden nicht nur Menschen mit Rollator oder Rollstuhl profitieren, sondern auch Familien mit Kinderwagen. Der Gemeinde schwebt dort ein vielseitig nutzbares Bürgerhaus mit öffentlicher Grünfläche vor. In den vergangenen Jahren wurde deshalb verhindert, dass auf dem Areal Einzelbebauungen realisiert werden. Der Gemeinderat hat nun in seiner letzten Sitzung beschlossen, während der Sommerpause mit einer Ideensammlung zu beginnen; das Brainstorming ist als Auftakt gedacht, der Startschuß für die ersten Planungen für den Umbau des Klostergeländes soll dann Ende Oktober fallen.
Bürger und Organisationen sollen an der Planung beteiligt werden
Zunächst wollen sich die drei Fraktionen von CSU, MM und SPD / UB bis September Gedanken machen, welche Nutzungsmöglichkeiten das Areal bieten könnte. Einig war sich das Gremium bereits darin, dass es beim Planungsprozeß unbedingt eine Beteiligung der Vereine und der Bürger und Bürgerinnen geben soll. Wann und in welcher Form, darüber gingen die Meinungen im Gremium auseinander. Gemeinderat Simon Haupt (CSU) argumentierte, dass die Arbeitsgruppe für die Konzeption des neuen Bürgerhauses am Ende nicht zu groß werden sollte, damit man einen Konsens finden und gezielt vorangehen könne. Die Vereine sollen auf jeden Fall miteinbezogen werden; einige Gemeinderäte plädierten dafür, auch "vereinslose" Bürger und Bürgerinnen zu beteiligen. "Wenn man es möglichst breit lässt, ist auch keiner außen vor", meinte etwa Christine Haupt-Kreutzer von der SPD. Ihre Fraktionskollegin Daniela Kircher regte an, mit einem Bürgerworkshop zu beginnen, weil eine Ideensammlung auf diese Weise in der Regel gut funktioniere und plädierte dafür, den Planungsprozeß von Anfang an von einem erfahrenen Architektur- oder Stadtplanungsbüro professionell begleiten zu lassen. Bürgermeister Waldemar Brohm (CSU) stimmte zu: "Wir brauchen etwas Qualifiziertes an der Hand, damit etwas Gutes entsteht". Die Gemeinde will nun Angebote von entsprechenden Büros einholen.
Leicht kontrovers wurde die Beteiligung der Kirche diskutiert. Der Bürgermeister strebt ein "breites Bündnis" mit der katholischen und evangelischen Kirche an und betonte, dass der katholische Pfarrer Andreas Kneitz sich bei der Diözese maßgeblich dafür eingesetzt hatte, dass dem Verkauf des Klosters an die Gemeinde endlich zugestimmt wurde. Auch erinnerte er an die bereichernde Arbeit in der katholischen öffentlichen Bücherei und im Pfarrheim. Die Kirche im Planungsprozeß auszulassen, wäre aus seiner Sicht ein "gravierender Fehler", sagte Brohm. Gemeinderat Lukas Götz von der CSU mahnte, die hiesige katholische Pfarrei nicht für die Probleme mit dem Bistum zu bestrafen und "alle Akteure mit Wertschätzung" mit einzubeziehen. Daniela Kircher meinte, dass die Kirche aber keine Sonderstellung zu anderen Gruppierungen erhalten solle.
Einig waren sich alle Gemeinderäte und Gemeinderätinnen darin, dass mehrere Referenzprojekte besucht werden sollen; als Beispiel wurden Dorfgemeinschaftshäuser im Hofheimer Land genannt. Die Fraktionen sammeln nun ihre Ideen bis September, Ende Oktober soll dann der Startschuß für den Planungsprozess mit einer Arbeitsgruppe fallen. Bürgermeister Brohm betonte, dass die Konzeption "Hand und Fuß" haben und die Gemeinde wissen müsse, was das Ganze am Ende kostet. Für den Umbau des Klostergeländes stehen hohe städtebauliche Fördermittel in Aussicht.