Die Planungen für einen 29 Hektar großen Solarpark in Margetshöchheim laufen schon länger. Nun hat der Gemeinderat Beschlüsse für die Realisierung des interkommunalen Projekts mit Hettstadt und Leinach gefasst. Die Anlage soll rechnerisch alle drei Gemeinden versorgen können und spätestens ab 2027 Strom liefern.
Das Projekt "Solarpark Margetshöchheim" nimmt langsam Gestalt an. Kürzlich wurden die nötigen Grundsatzbeschlüsse gefasst, um das Bauleitverfahren zu starten und das Vorhaben auf die Zielgerade zu bringen. "Dieses Projekt zeigt, dass wir in der Gemeinde Margetshöchheim unseren Beitrag zur Energiewende leisten wollen", meinte Bürgermeister Waldemar Brohm (CSU) in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Es ging darum, den Vorentwurf des Bebauungsplans zu verabschieden und den Flächennutzungsplan an die Errichtung eines Solarparks anzupassen. Alle GemeinderätInnen stimmten beiden Vorhaben einstimmig zu und legten damit den Grundstein für das interkommunale Mammutprojekt.
Die Planungen laufen schon seit 2022, damals hatte sich der Gemeinderat bereits für die Investorenfirma Enerlogo GmbH entschieden, die das Projekt finanziert, baut und betreibt. Geschäftsführer Hans-Gerhard Pfänder war in der Dezember-Sitzung persönlich zugegen, ebenso Geschäftsführer Joachim Ettwein von der Klärle Gesellschaft für Landmanagement und Umwelt mbH, die die Flächenanalyse und das Bauleitverfahren betreut. Beide stellten die bisherige Planung im Gemeinderat vor und beantworteten wichtige Fragen. Die Anhöhen im westlichen Gemeindegebiet eignen sich hervorragend für Freifeld-Photovoltaik und versprechen durch ihre exponierte sonnenreiche Lage hohe Erträge. Der Solarpark ist ein interkommunales Gemeinschaftsprojekt zwischen Margetshöchheim, Hettstadt und Leinach. Inzwischen wurde die geplante Fläche etwas vergrößert - insgesamt wird der interkommunale Solarpark 92 Hektar umfassen, davon 29 Hektar in Margetshöchheim, 23 Hektar in Hettstadt und 40 Hektar in Leinach. Der Solarpark entsteht wegen teils wertvollen Naturräumen allerdings nicht als ein großes zusammenhängendes Modulfeld, sondern wird auf zwei Gebiete aufgeteilt, die durch Leitungen miteinander verbunden werden. Auf Margetshöchheimer Gemarkung entsteht die Anlage auf einer 29 Hektar großen Fläche beim Steinhaugshof. Außerdem ist ein eigenes Umspannwerk für die Freifeld-Photovoltaik nötig - es wird auf Hettstadter Gemarkung realisiert, damit die Trinkwassergewinnung der anderen Gemeinden nicht beeinträchtigt wird. Weil das Landratsamt ein gemeinsames interkommunales Bauleitverfahren ablehnt, müssen die drei Gemeinden nun eigene Bauleitverfahren starten.
Alle drei Gemeinden bekommen jeweils ihren eigenen Solarpark und werden energieneutral
In Margetshöchheim mussten dafür ein entsprechender vorhabenbezogener Bebauungsplan initiiert und der Flächennutzungsplan geändert werden. Alle Flächen für den Margetshöchheimer Solarpark sind in privater Hand und landwirtschaftlich genutzt; für den Betrieb der Photovoltaik muss der Investor dann Pacht zahlen. Der Gemeinderat verabschiedete nun einstimmig, dass die Flächen für die Photovoltaik-Nutzung umgewidmet werden. Planer Joachim Ettwein von der Klärle GmbH sprach klar aus, dass es sich hier um ein "Konfliktfeld erneuerbare Energien versus Lebensmittelproduktion" handle und teils gute landwirtschaftliche Flächen verloren gehen würden; gleichzeitig betonte er aber, dass das "ambitionierte Projekt" einen wichtigen Beitrag zur politisch gewollten Energiewende leisten werde. Investor Hans-Gerhard Pfänder von der Enerlogo GmbH berichtet auf Nachfrage, dass auch das Thema Agri-Photovoltaik mit den Landwirten diskutiert wurde. Dabei werden die Module so hoch aufgeständert, dass die darunterliegenden Flächen weiter landwirtschaftlich genutzt werden können. Die Agri-PV sei aber verworfen worden, weil sie einige Nachteile mit sich bringe: einerseits müssten die Module deutlich höher aufgeständert und viel Boden durch Betonfundamente versiegelt werden, andererseits würde die landwirtschaftliche Bewirtschaftung durch die Module erschwert, weshalb sich die meisten Landwirte dagegen aussprächen. Ein wichtiger Faktor sei außerdem die Effizienz und damit die Preis-Leistungsbilanz, erklärt der Investor. Im Vergleich zur Agri-PV-Anlage liefere eine klassische Freifeld-Photovoltaikanlage konstruktionsbedingt 20-40 % mehr Strom und biete damit ein optimales Verhältnis von Gestehungskosten zu Preis pro erzeugter Stromeinheit. "Klassische Freifeld-Anlagen arbeiten viel effizienter und damit letztlich kostengünstiger als jede andere Art von Solaranlage. Photovoltaik auf Freiflächen ist immer wirtschaftlicher als Agri-PV oder Module auf Hausdächern", führt Pfänder aus.
In Margetshöchheim soll die Freifeldanlage am Ende Strom für unter 7 Cent / Kwh liefern. Das Konzept des Solarparks sieht vor, dass jede Gemeinde ihre eigene Betreiberfirma bekommt und somit einen gemeindeeigenen Solarpark. In Margetshöchheim sollen die Photovoltaikmodule des gemeindlichen Solarparks dann Strom für circa 8.000-10.000 Haushalte liefern - damit wird Margetshöchheim rechnerisch vollkommen energieneutral bzw. energiepositiv. Auch Hettstadt und Leinach werden mehr Solarstrom erzeugen, als sie benötigen. Jeder Hektar Freifeld-PV soll pro Jahr rund eine Million KwH liefern, bei 29 Hektar Fläche speist Margetshöchheims Solarpark dann pro Jahr rund 29 Megawatt Strom (29 Millionen Kilowatt Strom) ins Netz. Stromspeicher und Wasserstoff werden vorerst noch nicht in den Solarpark integriert, da die Energiebranche sehr "preissensibel" sei, meinte Ettwein. Solche Komponenten würden in den Planungen aber bereits berücksichtigt und könnten nachgerüstet werden, wenn sich die Langlebigkeit und Preis-Leistungsfähigkeit der Prototypen unter Beweis gestellt habe. Sowohl von der Größe als auch von der Technik wäre der interkommunale Solarpark in der Lage, Wasserstoff aufzunehmen, sagte Ettwein. Spannend sei außerdem das Thema Stromspeicher, weil momentan viel an verträglicheren Technologien z.B. mit Elektrolyten geforscht werde.
Die BürgerInnen sollen an der umweltfreundlichen Stromgewinnung beteiligt werden
Die Investitionssumme ist gigantisch: etwa 80 Millionen Euro nimmt der Investor für die Errichtung des Solarparks in die Hand. Ein großer Kostenfaktor wird das Umspannwerk in Hettstadt. Am Ende soll die Anlage aber umweltfreundlichen und günstigen Solarstrom für die BürgerInnen produzieren. "Das ist eine Ressource, die die Gemeinde gut nutzen kann", meinte der Geschäftsführer der Enerlogo. Nach bisherigen Schätzungen dürfte der Solarpark der Gemeinde mehrere Zenhntausend Euro Steuern pro Jahr in die Kasse spülen. Außerdem ist vorgesehen, dass die BürgerInnen direkt von der Anlage profitieren sollen, etwa über eine Genossenschaft oder andere Beteiligungsmodelle. Details über die Bürgerbeteiligung, die Einspeisevergütung, die Nutzung von Wegen etc. werden im Lauf des Verfahrens noch ausgearbeitet. Klar ist aber jetzt schon, dass der Solarpark nicht als Bauruine enden kann: Über eine Bürgschaft und eine Rückbauversicherung sei die Gemeinde diesbezüglich "von Stunde Null an" vertraglich abgesichert, so Ettwein und Pfänder.
Der Solarpark soll ökologisch wertvoller Lebensraum für Tiere werden
Auch der Umwelt soll der Solarpark keinen Nachteil bringen. Die Module werden in etwa 80 cm Höhe über dem Boden realisiert, wobei die Modulträger in den Boden gerammt oder geschraubt werden, sodass keine unnötige Versiegelung des Bodens durch Betonfundamente nötig ist. Zudem wird der gesamte Solarpark als extensive Grünfläche mit gebietsheimischem Saatgut angelegt und Tieren als wertvolles Biotop zur Verfügung stehen. Die Umzäunung wird mit Bodenfreiheit realisiert, sodass Kleinsäugetiere die Vegetation nutzen können. "Hasen müssten sonst ganz außenrum, das wäre bei 29 Hektar Fläche schon schwierig", scherzte Ettwein. Vor der Umzäunung sollen Pflanzungen für Sichtschutz und Naturnähe sorgen, zudem soll die bestehende Baumreihe alleeartig fortgeführt werden. Angrenzend an die Fläche des Solarparks befinden sich hochwertige Naturstrukturen wie das ökologisch wertvolle Bärental und das Hüttental; dies werde in der Planung berücksichtigt, meinte der Diplom-Geograph. Das Baufeld werde entsprechend angepasst, beispielsweise dürfe kein Baumaterial an sensiblen Bereichen gelagert werden. Zudem hat die artenschutzrechtliche Vorprüfung ergeben, dass die Feldlerche in dem Planungsgebiet vorkommt. Der Vogel bewohnt gerne offene Ackerflächen und gilt in Deutschland als gefährdet. Bei der Errichtung des Solarparks sind deshalb Ausgleichsflächen nötig; wo und wie diese geschaffen werden sollen, wird im weiteren Verlauf mit der zuständigen Naturschutzbehörde erörtert, so Ettwein. Bürgermeister Brohm erklärte auf eine Nachfrage aus der Margetshöchheimer Mitte, dass die Zielarten alle 5 Jahre kartiert werden und artenschutzrechtliche Belange wie vorgeschrieben berücksichtigt würden. Der MM-Fraktionsvorsitzende Gerhard von Hinten meinte, dass seine Fraktion das Projekt begrüße und sich freue, dass Umweltbelange ernst genommen würden.
Mit der Entscheidung für das Bauleitverfahren legte der Margetshöchheimer Gemeinderat nun den Startschuss für das Projekt Solarpark. Auch in Hettstadt und Leinach sieht es gut aus. Nun müssen die Träger öffentlicher Belange gehört und die Planungen entsprechend angepasst werden. Investor Hans-Gerhard Pfänder hofft, dass er im Sommer 2024 mit der Realisierung starten kann. "Ein terminbestimmender Faktor wird das Umspannwerk in Hettstadt sein", ergänzte er. Derzeit seien etwa technische Komponenten für solche Anlagen knapp; seine Enerlogo GmbH sei bereits in Gesprächen mit Herstellern und Netzbetreibern. Ursprünglich war geplant, die große Photovoltaik-Anlage schon 2025 ans Netz zu schicken, doch daraus wird nichts. Pfänder geht davon aus, dass spätestens Mitte 2027 Strom aus dem interkommunalen Solarpark in Margetshöchheim fließen wird. Wir halten Sie auf dem Laufenden.