Generalsanierung der Schule: der Bau verzögert sich um 4 Monate und kostet mehr Geld

Im November machten sich die SchulverbandsrätInnen live ein Bild von der Baustelle an der Schule. Die Arbeiten schreiten voran, doch eine Firmeninsolvenz Mitte diesen Jahres verzögert den Bau um rund 4 Monate und sorgt für zusätzliche Kosten. Die Pleite hat aber auch ihr Gutes: "Mit der alten Planung hätten wir die Schule niemals warm bekommen", meinte der Architekt.

Wer in diesen Zeiten bauen will, hat mit einer Menge Schwierigkeiten zu kämpfen - das trifft umso mehr für Öffentliches Bauen zu. Davon kann Margetshöchheim mittlerweile ein Lied singen, leider auch bei der Generalsanierung und Erweiterung der Grund- und Mittelschule. Sie ist mit 27,2 Millionen Euro das größte und teuerste kommunale Bauprojekt im Landkreis Würzburg; davon bekommt der Schulverband circa 10 Millionen Euro Fördermittel von der Regierung von Unterfranken. Die Förderquote liegt bei 54 % der förderfähigen Kosten (insgesamt 18,6 Mio. Euro). "Gefördert wird nur das, was später auch gebraucht wird", erläuterte Nicole Scherbaum vom Technischen Bauamt der Gemeinde bei der Baustellen-Besichtigung mit dem Schulverband. Die Summe kann sich allerdings schmälern, falls die Finanzkraft der Gemeinden steigt; im Gegensatz dazu kann die Förderquote jedoch nicht an unvorhergesehene Ereignisse wie steigende Materialpreise angepasst werden, erklärte sie. Ende November konnten sich die GemeinderätInnen des Schulverbands und die Schulleitung samt Lehrkräften ein Bild vor Ort machen. Die Planungen für den Umbau des Schulgebäudes laufen seit 2019, im selben Jahr wurden die Planungsleistungen ausgeschrieben. 2020 wurden erste Planungsworkshops und der Bauantrag realisiert. Die Generalsanierung und Erweiterung der Schule ist in 5 Bauabschnitte gegliedert, laut Plan soll der runderneuerte Gebäudekomplex bis Herbst 2026 fertig sein. Die Gesamtplanung macht das Architekturbüro Haas und Haas; die Statik, die Elektrik, die Heizung, Lüftung und Sanitär sowie der Außenbereich werden von separaten Büros beplant. Die jeweiligen Bauarbeiten werden von verschiedenen Handwerksfirmen ausgeführt, die im Regelfall durch EU-weite Ausschreibungen an den Auftrag kommen. 

 

Die Umbaumaßnahmen sind in 5 Bauabschnitte gegliedert, hier der Plan für die Generalsanierung und Erweiterung der Schule in der Draufsicht. Erster Baubaschnitt BA I (grün) = Verwaltungstrakt; BA II (pink) = Grundschule; BA III (türkis) = Mittelschule; BA IV (gelb) = Mittelschule; letzter BA V (lila) ist die Turnhalle, die im August 2026 fertig werden soll. (Grafik: Gemeinde Margetshöchheim)

 

Mit der Firmenpleite hat die Gemeinde wohl Glück im Unglück

Es steht allerdings schon die erste monatelange Verzögerung ins Haus. Im Juni diesen Jahres ging das bisherige Fachplanungsbüro für Heizung, Lüftung und Sanitär pleite (wir berichteten). Der Schulverband kündigte den Vertrag fristlos wegen nicht erbrachter Leistungen und prüft, ob Schadenersatz geltend gemacht werden kann. Kurzfristig konnten interimsmäßig zwar zwei neue Fachplaner für den ersten Bauabschnitt gefunden werden, doch die Planungsleistungen für Heizung, Lüftung, Sanitär (HLS) für die Bauabschnitte II-V mussten komplett neu ausgeschrieben werden. Das Ganze verzögert die Baumaßnahme um rund 4 Monate und kostet natürlich auch extra Geld. Aktuell beläuft sich die Kostensteigerung auf rund 10 %.

So ärgerlich die ganze Angelegenheit ist, habe man mit der zeitigen Firmeninsolvenz aber noch Glück im Unglück gehabt, meinten Nicole Scherbaum und Architekt Stephan Haas vom Gesamtplanungsbüro bei der Besichtigung. "Mit der alten Planung hätten wir die Schule niemals warm bekommen", erklärte Haas. So seien etwa die Heizlastberechnungen fehlerhaft gewesen. "Zum Glück haben wir noch keine Heizkörper bestellt" ergänzte Scherbaum. Fehler gab es auch bei der Sanitärplanung - so hätten etwa die Entwässerungsrohre für eine Teeküche gefehlt und anderes mehr, was aber glücklicherweise im Rohbau ergänzt werden konnte, berichtete Haas. Die Schule wird vollflächig energetisch saniert und am Ende mit Wärmepumpen beheizt. In den Räumen werden zudem dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung über Plattenwärmetauscher eingebaut, die gleichzeitig die Luft filtern und einfach zu warten sind. Die dezentrale Anlage biete den Vorteil, dass keine langen Leitungswege, Brandschutzklappen und kostenintensive Wartungen nötig seien, so Haas. Die Heiztechnik ergänzen soll nach bisherigem Planungsstand eine Gastherme, auf die man laut Stephan Haas aber möglicherweise verzichten könnte. Wegen der steigenden Kosten sollen Einsparmöglichkeiten eruiert werden. Der Architekt versicherte, man sei bei der Baumaßnahme generell "sparsam unterwegs", ohne auf Qualität zu verzichten. 

Neues Gesetz schreibt EU-weite Ausschreibungen vor

Seit September / Oktober laufen nun die neuen Ausschreibungen für die HLS-Planung in den Bauabschnitten II-V. Nicole Scherbaum vom Technischen Bauamt zeigte sich angesichts der Veränderungen auf dem Bausektor zuversichtlich, dass man diesmal Firmen findet. In der Vergangenheit gab es bei der Auftragsvergabe für die Generalsanierung leider einige Nullrunden, was "einen enormen Aufwand" nach sich ziehe. Um das Angebot attraktiver zu machen, werden die Bauabschnitte IV und V nun zusammen ausgeschrieben, berichtete Architekt Haas. Er meinte, es sei ein Wahnsinn, was bei EU-weiten Ausschreibungen vor sich gehe. Die Handwerker selbst seien in der Regel nicht das Problem. Haas berichtete von Firmen, die jahrelang Fachkräfte einkaufen, "wie die Heuschrecken übers Land ziehen" und ohne jemals zu liefern trotzdem Ausschreibungen gewinnen können. Scherbaum ergänzte, dass manche Firmen gar nur deshalb an EU-weiten Ausschreibungen teilnähmen, damit sie nachher Rechtsfehler suchen und erfolgreich prozessieren können, ohne einen Finger krumm zu machen. "Es ist irre, was auf dem Markt abgeht", waren sich Haas und Scherbaum einig. Der Architekt meinte, es sei schon fragwürdig, wie da mit Steuermitteln umgegangen werde und verwies darauf, dass andere Länder geeignetere Ausschreibungssysteme hätten, um Auswüchsen bei öffentlichen Bauaufträgen vorzubeugen. Nach einem neuen BGH-Urteil von August diesen Jahres muss jetzt EU-weit ausgeschrieben werden, wenn alle Baunebenkosten zusammengenommen mehr als 215.000 Euro Netto erreichen. Zuvor galt die Summe pro Planungsleistung.

Bis Ostern soll der erste Bauabschnitt fertig sein

Nichtsdestotrotz schreiten die Bauarbeiten an der Schule weiter voran. Im ersten Bauabschnitt - dem Verwaltungstrakt - ist mit der neuen Fensterfassade am Eingang schon von außen gut erkennbar, wo die Reise hingeht. Gut zu erkennen ist außerdem schon das Farbschema für die verschiedenen Trakte des Gebäudekomplexes. Es wird im Inneren fortgeführt und soll die Orientierung erleichtern. Im Mai 2022 erfolgte der Spatenstich für den ersten Bauabschnitt, im März 2023 wurde nach 10 Monaten Bauzeit Richtfest gefeiert. Wegen der Verzögerung durch die Firmenpleite verschiebt sich die Fertigstellung nun auf Ostern 2024 (geplant waren die Winterferien). Derzeit wird an den Außenanlagen gearbeitet. Im Verwaltungstrakt wird der neue Eingang der Schule liegen - vom Parkplatz aus wird er über eine Treppe und von der Bushaltestelle aus über einen ebenerdigen Zugang erreichbar sein. Dazu wurde das Gebäude quasi einen Stock tiefer gelegt. Im Inneren sind nur die statisch notwendigen Bauteile wie Außenwände oder Unterzüge massiv gebaut; alles andere wird in Trockenbauweise erstellt, sodass das Gebäude später leicht veränderbar ist. Im Verwaltungstrakt sind ein großzügiges Foyer, das Sekretariat und in den oberen Stockwerken Räume für die Schulsozialarbeit, die Mittags- bzw. Ganztagsbetreuung sowie die Lehrerzimmer untergebracht. Im Dachgeschoss entsteht ein variabel nutzbarer Mehrzweckraum. Derzeit wird im Innenbereich am Trockenbau, den Installationen, den Bodenbelägen und den Holzverkleidungen gearbeitet. Um Ostern sollen die Verwaltung und die Lehrkräfte dann in den fertiggestellten Trakt umziehen. Bis Pfingsten sollen die jetzigen Interimsräume zurückgebaut werden, sodass der Umbau des zweiten Bauabschnitts beginnen kann. Mit den eigentlichen Bauarbeiten soll aber erst in den Sommerferien begonnen werden, da der Abriss der Fassadenplatten sehr lärmintensiv wird und die Schulfamilie schon sehr viele Lärmbelästigungen habe mitmachen müssen, erklärte Nicole Scherbaum vom Technischen Bauamt.

 

Margetshöchheim hat derzeit kein glückliches Händchen beim Bauen - die Bauarbeiten an der Schule werden sich in die Länge ziehen. Gut zu erkennen ist schon das künftige Farbschema. (Foto: Tina Göpfert)

 

Die Treppe führt vom Parkplatz zum Eingang im Verwaltungstrakt. Von der Bushaltestelle wird ein barrierefreier Weg zum Schulgebäude angelegt. (Foto: Tina Göpfert)

 

Der lärmintensive Abriss im zweiten Bauabschnitt soll in den Sommerferien 2024 starten. (Foto: Tina Göpfert)

 

Bei der Turnhalle entstanden baubedingt Undichtigkeiten im Dach. Die Turnhalle wird im letzten Bauabschnitt saniert, bis dahin entwässert ein Provisorium. (Foto: Tina Göpfert)

 

An der Außenanlage für den ebenerdigen Zugang wird schon gearbeitet. Sie soll bis Ostern 2024 fertig sein. (Foto: Tina Göpfert)

 

Im Inneren wirkt die Schule großzügig und modern. Hier der künftige Eingangsbereich. (Foto: Tina Göpfert)

 

Nicole Scherbaum (Mitte links) und Architekt Stephan Haas vom Planungsbüro (Mitte rechts) erläuterten die Baustelle, hier im weitläufigen Foyer. An den Brüstungen werden noch schalldämpfende Holzverkleidungen angebracht. (Foto: Tina Göpfert)

 

Das künftige Lehrerzimmer im 1. Stock. (Foto: Tina Göpfert)

 

Die Räumlichkeiten der neuen Schule werden großzügig und hell. Hier im 2. Obergeschoss. (Foto: Tina Göpfert)