Die Bauarbeiten zur Generalsanierung gehen gut voran, der neue Verwaltungstrakt feierte bereits Richtfest. Bei der Ortsbegehung des Rohbaus mit der CSU konnten sich die BürgerInnen ein Bild von der Großbaustelle machen. Dabei deutete der Bürgermeister auch drohende Probleme an.
Mitte Mai lud die CSU zum Rundgang durch den Rohbau des neuen Verwaltungstrakts der Grund- und Mittelschule ein. Rund 25 BürgerInnen nahmen an der Veranstaltung mit Bürgermeister Waldemar Brohm, seinem Stellvertreter Norbert Götz und den CSU-GemeinderätInnen teil. Architekt Stephan Haas vom Planungsbüro Haas und Haas führte trotz seines arbeitsfreien Samstags durch die vier Etagen der Baustelle und lieferte Informationen aus erster Hand. Zu Beginn zeichnete der Bürgermeister die Geschichte der Schule bis zur Generalsanierung in groben Zügen nach: Errichtet wurde das Gebäude in den 1970er Jahren als Grund- und Hauptschule, mit der Zeit wurde es durch die Schulverbände terrassenförmig erweitert. Ab 2009 stieg der Wartungsaufwand und es wurden Mängel am Gebäude erkennbar, die Gemeinde suchte das Gespräch mit den Fachbehörden und der Regierung von Unterfranken. Wegen schlechter Zukunftsprognosen für den Schulstandort wurden Maßnahmen zunächst abgelehnt. Dies änderte sich 2013 mit der Gründung eines Mittelschulverbunds mit Veitshöchheim, durch die verbesserte Schülerprognose stimmte die Regierung einer Generalsanierung der Schule schließlich zu. Nach der Zusage wurde im Schulverband (bestehend aus den Gemeinden Margetshöchheim, Erlabrunn, Leinach und Zell) rege diskutiert, ob generalsaniert und erweitert oder gleich neu gebaut werden soll, ein Neubau schied aber unter Anderem wegen fehlender Flächen aus. Die Ziele der Generalsanierung sind neben der Modernisierung aller Räumlichkeiten samt Sanitäranlagen laut Brohm "die energetische Ertüchtigung, der Austausch aller Leitungen, der barrierefreie Zugang und die Verbesserung der Rettungswege." Bis zum Beginn der Maßnahmen gingen nicht nur etliche Jahre ins Land, sondern alleine die schulaufsichtliche Genehmigung habe schon "viel Zeit und Nerven gekostet", so Brohm.
Die Generalsanierung und Erweiterung der Schule ist das größte und teuerste kommunale Bauprojekt im Landkreis. Sie läuft seit Januar 2022 und ist in 5 Bauabschnitte gegliedert. Bisher gehen die Bauarbeiten trotz Schwierigkeiten durch allgemeine Kostensteigerungen, Inflation und Fachkräftemangel gut voran. Laut Zeitplan soll der letzte Bauabschnitt, die Turnhalle, nach fünf Jahren Bauzeit im Schuljahr 2026/27 fertig sein. Vorbehaltlos optimistisch sieht der Bürgermeister dem aber nicht entgegen: "Das ist noch ein langer Weg und angesichts der Dynamik im Baugewerbe und bei den Planungsbüros würde ich nicht darauf wetten". Die Gesamtplanung macht das Architekturbüro Haas und Haas; die Statik, Elektrik, Heizung und Sanitär sowie der Außenbereich werden von separaten Büros beplant. Die jeweiligen Bauarbeiten werden von verschiedenen Handwerksfirmen ausgeführt, die im Regelfall durch EU-weite Ausschreibungen an den Auftrag kommen. Brohm deutete an, dass es derzeit Schwierigkeiten mit einem der Partner gebe, die im schlimmsten Fall zu einem mehrwöchigen Baustopp führen könnten. Details könne die Gemeinde derzeit aber unter Anderem aus rechtlichen Gründen noch nicht nennen, erläuterte Brohm. "So ein Szenario hätten wir nicht erwartet. Momentan gibt es keine Baustelle, wo es keinen Ärger gibt", meinte er frustriert. Wir halten Sie auf dem Laufenden, sobald es weitere Informationen gibt.
Im ersten Bauabschnitt, dessen Rohbau nun fertig ist und der im September bezugsfertig sein soll, wird der Verwaltungstrakt samt Mittagsbetreuung errichtet und der barrierefreie Zugang hergestellt. Für den ebenerdigen Eingang von der Straße wird das Gebäude vom ehemaligen Kellerrand quasi ein Stockwerk tiefer gelegt, sodass es am Ende vier Etagen hat - eine mehr als im ehemaligen Bestandsbau. Der erste Bauabschnitt ist der größte sowie der teuerste, die Kosten belaufen sich aktuell auf rund 8 Millionen Euro und liegen damit "im Sollbereich", erläuterte der Planer. Erfreulich ist obendrein, dass trotz der erschwerten Lage im Baugewerbe auch der Zeitplan hinkomme. Insgesamt wurde die Generalsanierung und Erweiterung der Schule auf 25 Millionen Euro geschätzt, der Bürgermeister bezifferte die Kosten beim Rundgang mittlerweile aber auf rund 27 Millionen Euro. Die Regierung von Unterfranken fördert den Bau mit einem Festbetrag von 10 Millionen Euro, es bleiben also rund 17 Millionen Euro bei den Gemeinden des Schulverbands hängen. Die jeweiligen Gemeinde-Anteile errechnen sich anhand der Schülerzahlen und liegen für Margetshöchheim bei etwa 40 %, für Erlabrunn bei 30 %, den Rest teilen sich Leinach und Zell hälftig. In absoluten Zahlen muss Margetshöchheim mehr als 8 Millionen Euro schultern, über eine Laufzeit von 25 Jahren entspricht das etwa 350.000 Euro im Jahr. "Das ist ein stolzer Betrag", meinte Brohm. Bisher war die Würzburger Christopherus-Schule im Rahmen eines Inklusions-Projekts mit einer Außenklasse in Margetshöchheim zu Gast, das Projekt wird künftig aber eingestellt - zum Einen, weil die Würzburger ihr eigenes Schulhaus umbauen und zum Anderen, weil die Margetshöchheimer Schule als freiwillige Leistung zwei behindertengerechte Klassenzimmer für bis zu 1,8 Millionen Euro hätte errichten müssen. Auf die stolzen Gesamtkosten für die Generalsanierung und Erweiterung des Schulgebäudes wollte der Schulverband aber nicht unnötig oben draufsatteln, erklärte Brohm.
Architekt Haas machte die Dimensionen des Bauwerks deutlich: "Wenn man es auf ein reguläres Einfamilienhaus mit 150 m2 runterbricht, bauen wir hier 62 Einfamilienhäuser". Insgesamt umfasst die umbaute Fläche 9.300 m2. Anhand dieser Baufläche und dem sogenannten Bauindex errechnen sich die geschätzten Kosten der Baumaßnahme. Mit der Regierung von Unterfranken wurden im Vorfeld sogenannte Raumprogramme ermittelt und Abweichungen erarbeitet. Obwohl die Sanierung im Bestand laut Bürgermeister Brohm fordernder ist als der Neubau auf der grünen Wiese, hat sie in Bezug auf die Räumlichkeiten deutliche Vorteile: nach den geltenden Raumprogrammen steht den Schulkindern heutzutage nämlich viel weniger Platz zu als damals, die Klassenzimmer und Flure wären etwa 30 % kleiner. Dass die großzügigen Flure und Klassenräume aber einen besonderen Wert haben, habe sich deutlich während der Pandemie gezeigt, meinten mehrere GemeinderätInnen bei der Begehung. Auch Architekt Stephan Haas findet die breiten Flure, die sich aus der Breite im Bestandsbau ergeben, gut; sie wurden als Nutzungseinheit überplant und können möbliert werden, wodurch sich z.B. flexible Lerngruppen bilden können. Haas betonte, dass das Planungsbüro nicht nur die breiten Korridore, sondern im ganzen Gebäude alles zu erhalten versuchte, was zu erhalten ist.
Nichtsdestotrotz soll das Gebäude den höchsten Ansprüchen an modernes Bauen genügen: "Mit unseren Bauteilen werden gesetzliche Vorschriften übererfüllt, am Ende hat die Schule annähernd Passivhaus-Standard", erklärte der Architekt. Während ein durchschnittlicher Altbau wie das alte Schulgebäude einen Energiebedarf von rund 270 kWh pro m2 im Jahr hat, sind es beim Passivhaus weniger als 40 kWh pro m2. Erreicht wird dies unter Anderem durch eine 18 cm starke Fassadendämmung aus Mineralwolle mit einer Außenhaut aus (natürlich asbestfreien) Faserzementplatten. Dazu kommt eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, die im Vergleich zur zentralen Lüftung außerdem die Wartung und den Brandschutz verbessert. Die Lüftungsgeräte werden neben den Fenstern in Öffnungen in die Fassade integriert. Insgesamt werden "der aktive und der passive Brandschutz deutlich verbessert", berichtete der Bürgermeister. Für das richtige Raumklima sorgen außerdem dreifach isolierte Alu-Fenster, teilweise mit Sonnenschutzglas. Geheizt wird künftig mit zwei Wärmepumpen, als Reserve für Spitzenlasten bleibt ein Gaskessel in der Schule. Das oberste Dach wird mit einer großen Photovoltaik-Anlage ausgerüstet.
Wenn bald die Fenster und Türen eingebaut sind, sodass der erste Bauabschnitt von außen zu ist, können die Handwerker mit der Verlegung der Leitungen beginnen. "Baustellendiebstahl ist leider ein Riesenproblem", berichtete Haas bei der Begehung. Trotz dass die Bauarbeiten bis auf wenige Außnahmen EU-weit ausgeschrieben werden müssen und der wirtschaftlichste Bieter genommen werden muss, sind an der Generalsanierung sehr viele regionale Handwerksfirmen beteiligt, etwa aus der Rhön, aus Karlstadt oder Erlangen. "Es ist ein Glücksfall, dass wir so viele örtliche Firmen auf der Baustelle haben", meinte der Planer. Darüber hinaus sind etliche überregionale Firmen vertreten. Auf der Baustelle selbst geht es aber international zu: wie im Baugewerbe allgemein üblich, seien viele Fachkräfte aus Frankreich, Spanien, Polen oder der Türkei vor Ort, berichtete Haas. Schulleiter Stephan Becker erklärte in der jüngsten Schulverbandssitzung, dass die Kooperation zwischen Schule, Planern und HandwerkerInnen hervorragend funktioniere und man bisher immer gute Kompromisse gefunden habe, um Schulbetrieb und Baustelle in Einklang zu bringen.
Der neue Verwaltungstrakt beherbergt im künftigen Erdgeschoss den barrierefreien Zugang ins großzügige Treppenhaus mit zwei Aufzügen, im Erdgeschoss die Verwaltung mit Sekretariat usw, im ersten Obergeschoss die Mittagsbetreuung, im zweiten Obergeschoss das Bistro und im dritten Obergeschoss einen großen, durch Trockenbauwände variabel nutzbaren Mehrzweckraum mit teilbegrünter Dachterrasse.
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