Ein optisches Schmuckstück soll sie werden und eine Bereicherung für Margetshöchheim, ja die ganze Region: ab Ende 2023 soll die alte Tennishalle zu einem modernen "Sportinghouse" umgebaut werden. Investor Christian Schenk stellte sein Konzept aus Sport und Wohnen auf Zeit kürzlich bei einem Infoabend vor. Der Gemeinderat hat dem Vorhaben bereits zugestimmt.
Seit vielen Jahren liegt die alte Tennishalle neben der Margarethenhalle im Dornröschenschlaf. Schwierige Eigentumsverhältnisse und der große Sanierungsbedarf durch das Eternitdach oder die schlechte Energiebilanz machten es der Gemeinde nicht leicht, ein gutes Konzept für eine sinnvolle Nachnutzung zu finden. Aus Sicht der Verwaltung ist es deshalb ein Glücksfall, dass die Investoren Christian und Matthias Schenk Millionen in die Hand nehmen wollen, um dem alten Gebäude wieder neues Leben einzuhauchen. Sie wollen ein modernes Sportinghouse errichten - eine Wortschöpfung aus Boardinghouse und Sport. Die beiden Brüder betreiben in Würzburg das erfolgreiche E-Commerce Sprintis Schenk GmbH & Co KG, das europaweit Buchbindereien sowie Druckereien beliefert und mit rund 100 MitarbeiterInnen knapp 25 Millionen Euro Umsatz im Jahr erwirtschaftet. Nebenbei widmen sich die Brüder der Projektentwicklung. Für den Umbau der Tennishalle zum Sportinghouse haben sie die Projektgesellschaft ES47 Schenk eGbR gegründet und an einem "zukunftsfähigen Konzept" gefeilt. Zusammen mit Roland Breunig vom Architekturbüro archicult GmbH stellte Christian Schenk das Konzept bei einem Infoabend der Margetshöchheimer Öffentlichkeit vor, rund 60 interessierte BürgerInnen kamen. Architekt Breunig hat bereits das Bürgerbräu-Gelände sowie den Zeller Klosterhof umgebaut, und zusammen mit den Gebrüdern Schenk den Business & Beach Campus in der Zellerau realisiert. Im Gemeinderat fand das Konzept für den Umbau der Tennishalle in der letzten Sitzung bereits Zustimmung. Zuvor wurde das Bauvorhaben nur nichtöffentlich behandelt, um Finazierungsfragen und die Eigentumsverhältnisse zu klären (die Tennishalle hatte drei Eigentümer), den Erbpachtvertrag auszuhandeln (die Gemeinde bleibt Eigentümerin des Grundstücks, die eGbR erbpachtet) und die Konzeption angesichts der Kopplung an die Margarethenhalle auf tragfähige Füße zu stellen. Denn der Innenhof der Margarethenhalle gehört zum größten Teil zur Tennishalle, wird von der Gemeinde und den Vereinen aber für Veranstaltungen genutzt; dass Veranstaltungen in der Margarethenhalle nicht beeinträchtigt werden dürfen, war ein springender Punkt. Zudem teilen sich die beiden Hallen gemeinsame Ver- und Entsorgungsleitungen sowie die Parkbereiche. Für die Tennishalle stehen 50 Parkplätze zur Verfügung; eventuelle Probleme könnnten mit einem Parküberwachungssystem gelöst werden. Für die Gemeinde ist eine einvernehmliche Kooperation aus allen genannten Gründen unabdingbar.
Eine innovative Kombination aus Sport und Kurzzeit-Wohnen soll die hohen Investitionskosten decken
Für die beiden Investoren und den Architekten war die Konzeption dementsprechend herausfordernd. Eine sportliche Nutzung sollte weiterhin gegeben sein, aber durch eine Nutzung ergänzt werden, die im Gegensatz zum tendenziell defizitären Sport auch Geld in die Kasse spült. Schließlich investiert die ES47 Schenk eGbR mindestens 7 Millionen Euro in den Umbau. Die Lösung liegt in den beiden sogenannten Boardinghouses - 41 vollausgestattete Apartments auf 4*-Niveau mit hotelähnlichen Zusatzleistungen wie Reinigung. Durch die Mietdauer von einer Woche bis zu maximal 6 Monaten wird gewährleistet, dass die Margarethenhalle weiter vollumfänglich genutzt werden kann, weil z.B. die Rechtsvorschriften für Schallschutz entfallen, die bei einer dauerhaften Wohnnutzung greifen würden. Mit einer maximalen Mietdauer von sechs Monaten und einer Durchschnittsmiete um 65 Euro am Tag sollen vor Allem gehobenere Geschäftsreisende wie z.B. Gastprofessoren der Würzburger Uni angesprochen werden. Bürgermeister Waldemar Brohm begrüßte das mit hohen Kosten verbundene Investitionsprojekt beim Infoabend als "Chance, dass die Halle endlich einer Nutzung zugeführt und die Optik aufgewertet" wird. Laut Brohm beschäftigt sich der Gemeinderat seit über einem Jahr mit Schenks Bauvorhaben und klärte in intensiven Gesprächen die Erwartungen der Gemeinde, die Bauleitplanung et cetera. In der letzten Gemeinderatssitzung stimmte das Gremium dem Projekt zu. Im Februar wollen die Gebrüder Schenk den Bauantrag stellen, Ende 2023 soll der Umbau mit dem ersten Abschnitt (die Boardinghouses) beginnen. Die Sporthallen werden im zweiten Bauabschnitt ab Ende 2025 umgebaut, Ende 2026 soll der gesamte Gebäudekomplex fertiggestellt sein. Demnächst wollen die Gebrüder mit der genehmigungsfreien Entkernung starten.
Die Planung für das rund 4.000 m² große Areal sieht in der Mitte einen Sporthallenbereich vor, der an beiden Enden von Wohngebäuden flankiert wird. Der nördliche Gebäudeteil (am Durchgang zur Margarethenhalle) wird zu einem modernen Boardinghouse mit 15 Apartments, Wirtschafts- und Arbeitsbereichen sowie Dachterrasse umgebaut; dabei wird der bestehende Baukörper kaum verändert. Am südlichen Ende wird die bestehende Tennishalle verkleinert, um einem Neubau mit Boardinghouse aus 26 Apartments plus Dachterrasse Platz zu machen. Da dort nur Ruhebereiche vorgesehen sind, sei keine Beeinträchtigung der Nachbarn zu erwarten. Am Ende soll der neue Gebäudekomplex aus Sport und Wohnnutzung nicht gewinnorientiert wirtschaften ("non-profit"), sondern nur kostendeckend betrieben werden. "Wir gucken, dass wir links und rechts der Sporthallen Einnahmen generieren, um den Spaß in der Mitte zu finanzieren", scherzte Schenk. Überschüssige Einnahmen wollen die Gebrüder an Sportvereine wie die mainfränkische Fördergemeinschaft Basketball oder die Akademie der Würzburg Baskets abgeben; Christian Schenk betonte beim Infoabend, dass aber auch hiesige Sportvereine profitieren könnten. Da Schenk passionierter Basketball-Fan ist - er gehörte bis zum Frühjahr zu den Gesellschaftern der Würzburg Baskets - und selbst Beachvolleyball spielt, liegt der Fokus des Gebäudes auf Sport. Der erste Hallenbereich mit Schwerpunkt Basketball und kleiner Tribüne soll auch von regionalen Sportvereinen genutzt werden können. Daneben soll im Sportinghouse das erste und einzige Indoor-Beachvolleyballfeld im Umkreis von 100 Kilometern entstehen. Es soll öffentlich nutzbar sein und über ein digitales Buchungssystem auch ohne Vereinsmitgliedschaft von jedem angemietet werden können. An den Sportbereich angegliedert soll eine Physiotherapiepraxis mit Schwerpunkt Sportmedizin entstehen, sowie ein Fitnessraum für die NutzerInnen von Sporthalle, Physiotherapie und die Gäste des Boardinghouses.
Der Gebäudekomplex soll ressourcenschonend und nachhaltig umgebaut werden
Christian Schenk und Architekt Roland Breunig betonten, dass sie im Bestand umbauen und keine neuen Flächen versiegeln werden. Die jetzige Höhe der Halle sowie die bestehenden Außengrenzen werden bis auf geringfügige Abweichungen zum Innenhof hin beibehalten. Auch vom jetzigen Bestandsgebäude soll möglichst viel erhalten bleiben, beispielsweise das "Holzgerippe" der Tennishalle. Die Revitalisierung eines Bestandsgebäudes ohne neue Versiegelung und mit möglichst viel alter Bausubstanz sei das Nachhaltigste überhaupt, betonte der Architekt. Dazu soll der Gebäudekomplex aus drei Baukörpern "hell, leicht und freundlich" werden. Die Fassaden werden aus Holz realisiert und durch teils begrünte Elemente aus Streckmetall ergänzt. Die bestehenden Bäume sollen und können wohl alle erhalten bleiben, darüber hinaus soll ein Teil der Fassade begrünt werden. Insgesamt soll der Gebäudekomplex ein städtebaulich ansprechendes, "neues Gesicht" bekommen, erklärte Breunig. Modernste Wärmedämmung ist ebenso vorgesehen wie eine Photovoltaikanlage samt Speicher, die das Gebäude mit Wärmepumpe und einer Heizung durch Betonkernaktivierung komplett autark versorgen soll. Zudem soll Regenwasser effizient genutzt werden, was angesichts der Lage in der Wasserschutzzone allerdings noch rechtlich abgeklärt werden muss. "Wir wollen hier die energieeffizienteste Sporthalle Unterfrankens realisieren", erklärte Investor Schenk. Ihm gehe es am Ende darum, "etwas Gutes zu schaffen, an dem sich die BürgerInnen und die Gemeinde in den kommenden Jahrzehnten erfreuen können".