Wie die Mainlände im zweiten Bauabschnitt zwischen Pointstraße und Rathaus nach dem Abriss des alten Stegs umgestaltet werden soll, war Thema eines Workshops der Gemeinde mit den betroffenen AnwohnerInnen. Dabei kamen für das Planungsbüro etliche wertvolle Impulse zusammen. Die AnwohnerInnen waren sich einig: Aufentshaltsqualität ja, "Partyzone" nein.
Nachdem bereits zwei Workshops mit den Vereinen der Festgemeinschaft zur Planung der benötigten Infrastruktur stattgefunden hatten, wurden die betroffenen AnwohnerInnen der Mainstraße kürzlich zu einem großen Workshop in die Margarethenhalle eingeladen, um die Planungen für den Umbau der Mainlände zwischen Poinststraße und Rathaus mitzugestalten. Die Festgemeinschaft beriet über die Platzsituation nach dem Abriss des alten Stegs und wie das Margaretenfest aus ihrer Sicht hinsichtlich Rettungswegen und nötigen Leitungen machbar wäre. Folgende Anregungen sind in die Planungen eingeflossen: Grüne Inseln und Bäume, Sitzmöglichkeiten, Pavillon an zentraler Stelle, versiegelungsfreie Flächen, Standort für Festbaum, Trennung von Straße und Platzbereich, Parkplätze nur um das Rathaus. Beim Anwohner-Workshop ging es nun darum, detaillierter in die Planungen einzusteigen und eine allgemein favorisierte Variante zu finden. So gut wie alle Eingeladenen kamen, um ihre Wünsche und Bedenken zu äußern. Auch die Vorstände der Festgemeinschaft waren geladen. Zusammen mit den BürgermeisterInnen, GemeinderätInnen und dem Geschäftsführer des Planungsbüros arc.gruen, Thomas Wirth, wurden die Sorgen, Wünsche und Nöte der AnwohnerInnen rege diskutiert.
Für den ersten Bauabschnitt der Mainlände zwischen Neuem Mainsteg und Steinernem Weg (BAI) wurden bereits alle Planungen erstellt, die nötigen Beschlüsse im Gemeinderat gefasst und seit Ende Juli auch die Baugenehmigung seitens der Behörden erteilt, berichtete Bürgermeister Waldemar Brohm in dem Workshop. Der Umbau soll nächstes Jahr beginnen und rund 1,1 Millionen Euro kosten, wovon wegen der großen städtebaulichen Bedeutung aber 880.000 Euro an Fördermitteln fließen. Radweg und Parkplatz können wegen des nötigen Baustellenverkehrs aber erst am Ende der Baumaßnahmen in Angriff genommen werden. Eine Zeitprognose wagte der Bürgermeister nicht zu geben - sie ist zu abhängig von äußeren Umständen wie den Genehmigungen von Regierung und Landratsamt und nun auch davon, wie schnell das Umfeld des neuen Mainstegs für die Baumaßnahmen zur Verfügung steht.
"Mit dem Abbruch des alten Stegs verliert Margetshöchheim ein wesentliches Erkennungsmerkmal", führte Brohm aus. Die charakteristische Pappelreihe am Mainufer soll bleiben, dafür sollen die kaputten Bäume ab Herbst schrittweise entfernt und mit mehrjährigen Säulenpappeln nachgepflanzt werden, sodass die Silhouette erhalten bleibt. Jetzt sollen die Planungen für die Neugestaltung rund um den alten Steg zügig vorangehen, damit die Gemeinde schon im Oktober möglichst alle notwendigen Beschlüsse fassen und ins Genehmigungsverfahren einsteigen kann; schließlich soll es mit dem zweiten Bauabschnitt nahtlos losgehen, sobald der 1. Abschnitt zwischen der neuen Brücke und dem Steinernen Weg fertig ist. Der Bereich vom Weg bis zur Pointstraße wird dann im dritten Bauabschnitt umgestaltet, damit der Baustellenverkehr fließen kann.
"Wir wünschen uns, dass am Ende alle mit dem Entwurf einverstanden sind", meinte der Bürgermeister. Chefplaner Thomas Wirth sagte, er erlebe seitens der Gemeinde Margetshöchheim eine "große Offenheit" für die Anliegen aller Betroffenen. Anhand der bisherigen Impulse hatte das Planungsbüro zwei Varianten ausgearbeitet, die funktionieren würden und mit den vielen rechtlichen Vorgaben kompatibel seien. Für den Workshop wurden beide Planungsvarianten ausgedruckt und mit Platz für Anregungen auf großen Tischen ausgelegt. Wirth betonte, dass beide Varianten noch "großen Spielraum" für die weitere Ausgestaltung böten. Für die Umgestaltung der Mainlände rund um den alten Steg kristallisierten sich für die Planer drei zentrale Aspekte heraus: die Straße, der Platz und die Grünfläche. Diese Aspekte wurden in den beiden Planungsavrianten von arc.gruen unterschiedlich ausgearbeitet. Variante 2 zeigte eine eher urbane Planung, Variante 1 einen grünbetonten "Dorfplatz". Laut Wirth gewinnt auch das Thema Klimaschutz (Begrünung, Beschattung) an Bedeutung. Zudem wird der Gestaltungsspielraum durch behördliche Vorgaben eingeschränkt: "Seit dem Ahrtal ist die Wasserwirtschaft ein sehr schwieriger Partner geworden, da geht nichts mehr, wo sich im Überschwemmungsfall etwas verhaken oder verfangen kann", meinte Wirth. Bereits im Gemeinderat war diskutiert worden, den ungeliebten Telekom-Schaltkasten etwa in einem Pavillon am Mainufer zu "verstecken"; dass dafür eine wasserrechtliche Genehmigung erteilt würde, gilt aber als unwahrscheinlich. Auch die sonstige Möblierung der Mainlände oder Bepflanzung muss mit der Wasserwirtschaft abgestimmt werden.
Für die Workshop-TeilnehmerInnen lagen beide Planungsvarianten ausgedruckt auf großen Tischen bereit. Dort wurden die beiden Pläne intensiv besprochen und die Pros und Contras jeder Variante notiert. In der anschließenden Diskussionsrunde machten die AnwohnerInnen eines deutlich: sie wünschen sich Aufentshaltsqualität am Mainufer, wollen aber keinesfalls, dass dort eine "Partyzone" entsteht. Sie plädieren deshalb dafür, Sitzmöbel nur in geringem Umfang, in größeren Abständen und ohne Überdachung aufzustellen, sodass sich keine größeren Menschenansammlungen bilden. Am Mainufer sei der Lärm von Feiernden abends und nachts schon jetzt gravierend, meinten viele.
Am Ende votierten die Workshop-TeilnehmerInnen mit 18 zu 9 Stimmen für die Variante 1 mit dem grünen Dorfplatz. Sie hatten allerdings viele Anregungen im Gepäck. Als zentrale Problemfelder kristallisierten sich fehlende Parkflächen, die Trennung von Fuß- und Radwegen und die Anordnung der Pflanzungen heraus. Angeregt wurde beispielsweise, mehr Parkflächen einzuplanen und die Stellplätze in der Mainstraße erst dann wegzunehmen, wenn die Parkscheune in der alten Obsthalle gebaut ist. Für die Verkehrsführung wurde gewünscht, den Radweg zu entschleunigen oder vom Fußweg zu trennen, weil rasende Radler ein großes Problem darstellten. In einer Gemeinderatssitzung hatte die Margetshöchheimer Mitte (MM) bereits beantragt, die Straßen an der gesamten Mainlände zum verkehrsberuhigten Bereich zu erklären. Das Thema soll mit den zuständigen Behörden abgeklärt und nach Fertigstellung der ganzen Umbaumaßnahmen diskutiert werden. Aspekte wie Zugänge zum Main über Holzdecks bzw. Treppen wurden ebenso diskutiert wie die eventuelle Möglichkeit, Zisternen zur Regenwassernutzung unter der Straße zu integrieren. Klar ist, dass die Straße aufgrund rechtlicher Vorgaben barrierefrei ausgebaut werden muss. Das Planungsbüro arc.gruen wird die favorisierte Variante mit dem "Dorfplatz" nun weiter ausarbeiten. Chefplaner Thomas Wirth ist mit den Ergebnissen des Workshops sehr zufrieden: "Ich habe aus dieser Veranstaltung viele wertvolle Anregungen bekommen, die wir in die weitere Planung integrieren können." Die Planung wird nun konkretisiert und weiter ausgearbeitet, sodass der Gemeinderat im Oktober oder spätestens November alle nötigen Beschlüsse fassen kann. Bis dahin sollen auch der Standort des Telekom-Schaltkastens und die wasserrechtlichen Fragen geklärt sein. Ab 2024 soll dann der Ausbau starten.