2017 sorgte ein gigantischer tonnenschwerer "Fettberg" in der Londoner Kanalisation für Aufsehen, mittlerweile treibt sogar ein Fettberg auf der Themse. Auch in Margetshöchheim verursachen Fette und feuchte Toilettentücher im Abwasser enorme Probleme, berichtet die Verwaltung. Durch verstopfte Kanäle steigen die Wasserpreise.
Wohin mit dem Bratfett, der öligen Salatsauce oder dem Feuchttuch vom letzten Wickeln? Viele Menschen spülen fettiges Geschirr einfach im Ausguss ab und werfen Feuchttücher oder Hygieneartikel wie Tampons in die Toilette. Ein großer Fehler, der alle teuer zu stehen kommt. Wenn Fette erkalten, verklumpen sie. "Wir haben besonders in den Regenrückhaltebecken Probleme mit Fetten", erklärt Daniel Biermann vom Technischen Bauamt der Gemeinde. Durch die längere Verweildauer im Wasser erkalte und erhärte das Fett aus dem Abwasser, zudem könne es mit anderen Materialien verklumpen. "In den Überlaufbecken sind richtige Fettplatten sichtbar, die wie Eisschollen auf dem Wasser treiben", so Biermann. Selbst sogenannte Biosocks - abwassertechnische Tools, die Öle und Fette mithilfe von Bakterien im Kanalsystem abbauen sollen - hätten bei den zunehmenden Fettmengen in der Kanalisation keine Chance mehr. In der Folge müssen die Fettplatten mit großem Aufwand mechanisch beseitigt werden, sonst drohen Probleme in den Regenüberlaufbecken und Drosseleinrichtungen bis zu den Pumpwerken Richtung Veitshöchheimer Kläranlage. Auch Feuchttücher und feuchtes Toilettenpapier lösen sich entgegen der Versprechungen der Hersteller nicht im Abwasser auf, sondern treiben durch die Kanalisation und klumpen früher oder später zusammen. "Feuchttücher verursachen vor Allem an mechanischen Teilen wie Pumpen und Drossleabflüssen problematische Verstopfungen", führt Biermann aus. Die Gemeinde teilt dazu mit: "Entgegen der Behauptungen einzelner Hersteller, lösen sich Feuchttücher beim Spülen und dem weiteren Verweilen im Kanal nicht auf. Durch stärkere Spülstöße nach längeren Trockenperioden kommt es meist zu regelrechten „Pfropfen“, die Pumpen, technische Anlagen und Bauwerke verstopfen. Dies führt zu einem künstlich fabrizierten Einstau im öffentlichen Kanal und damit auch zu einem Rückstau in den Hausanschlussleitungen der einzelnen Hauseigentümer."
Deshalb der Appell an alle BürgerInnen: Entsorgen Sie Fette und Speisereste bitte immer im Restmüll (Pfannen vor dem Spülen z.B. mit Küchenrolle auswischen) und werfen Sie keine Feuchttücher oder Hygieneartikel in die Toilette!
Die Reinigung der Kanäle und die Beseitigung der genannten Problemherde verursachen bei der Kommune erhöhte Unterhaltskosten. Der Einsatz von speziellen Saug- und Spülfahrzeugen und der damit verbundene Arbeitsaufwand kann sich schnell auf mehrere tausende Euro belaufen. Diese Mehrkosten werden im Rahmen der Gebührenkalkulation berücksichtigt. Je mehr Wartungsaufwand durch die ins Abwasser eingeleiteten Fette und Feuchttücher entsteht, desto teurer wird also auch die Wasserentsorgung. Die Gemeinde ist rechtlich verpflichtet, Wasser und Abwasser kostendeckend zu betreiben und muss höhere Kosten daher in Form von höheren Gebühren an die VerbraucherInnen weitergeben. BürgerInnen sollten daher in ihrem eigenen Interesse vermeiden, problematische Stoffe in die Kanalisation einzuleiten. Dies ist im Übrigen auch gesetzlich geregelt:
Umgang mit Stoffen, die den Betrieb der Entwässerungseinrichtung erschweren
Die Gemeinde Margetshöchheim weist alle Hauseigentümer im Gemeindegebiet darauf hin, dass in die Kanalisation nur Stoffe eingeleitet werden dürfen, die den Betrieb der Entwässerungseinrichtung (Hauptkanal und nachgeschaltete technische Bauwerke) nicht behindern, beeinträchtigen oder erschweren. Siehe auch §15 der gemeindlichen Entwässerungssatzung (die Satzung entspricht dem geltenden Ortsrecht und gilt für alle BürgerInnen gleichermaßen): https://www.margetshoechheim.de/images/stories/gemeinderecht/EWS_Margetshoechheim.pdf
Die Abwassermeister aus Veitshöchheim führen zur Fett-Problematik in der Kanalisation folgendes aus:
„Für die Kläranlage ist das Einleiten von Fett extrem schädlich. Auf dem Belebungsbecken bildet sich Schaum. Dieser Schaum führt nach gut einem Monat dazu, dass der Faulturm anfängt zu schäumen. Das ist verheerend. Die Gasleitungen verstopfen, müssen demontiert und gereinigt werden, die Gasproduktion erliegt. Am Faulturm springt das Überdruckventil an, was mit schlagartigem Entweichen von Schlamm verbunden ist. Der Faulturm und die Umgebung sind dann schwarz vom Faulschlamm gefärbt. Außerdem bildet sich in der Nachklärung Blähschlamm welcher aufschwimmt und ins Gewässer entweicht. Dieses ist eine Straftat!!! Daher sind wir darauf aus, dass möglichst kein Fett in die Kanalisation gelangt.“
Bitte entsorgen Sie derartige Stoffe im Interesse aller gewissenhaft über den Hausmüll.
Weitere Informationen zum Thema "Fettberg" finden Sie auf Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Fettberg