Momentan hat das Technische Bauamt durch die vielen Bauprojekte der Gemeinde alle Hände voll zu tun. Unter anderem wird die 2022 beginnende Generalsanierung der Grund- und Mittelschule massiv fachliche Ressourcen binden, die Verwaltung hat keine Kapazitäten mehr. Die Lösung soll von außen kommen: mit einem sogenannten "Bauamt auf Zeit" soll jetzt ein Unternehmen der Gemeinde beispringen.
"Uns fordert die Generalsanierung der Schule über mehrere Jahre", berichtete Nicole Scherbaum vom Technischen Bauamt, das für die Bauprojekte der Verwaltungsgemeinschaft zuständig ist. Für die bevorstehende Sanierung der Kinderkrippe und Erweiterung der KiTa stünden deshalb keine Ressourcen mehr zur Verfügung, um die Maßnahmen "zielorientiert und qualitätsgerecht" zu begleiten, sagte sie in der letzten Gemeinderatssitzung. Die Lösung soll von außen kommen: mit einem sogenannten "Bauamt auf Zeit" soll jetzt ein Unternehmen der Verwaltung beispringen.
Diese Form von Outsourcing wird bereits von etlichen Kommunen praktiziert, ist für Margetshöchheim aber ein Novum. Dementsprechend viele Fragen kamen bei den Gemeinderäten auf. Zudem sorgten die bisherigen schlechten Erfahrungen der Gemeinde beim Bau von KiTa und Krippe für eine ordentliche Portion Skepsis, gerade dieses Projekt aus der Hand zu geben. "Was, wenn wir das Projekt nicht abgeben?", fragte Gemeinderat Lukas Götz. "Dann wird in den nächsten 5 Jahren nicht gebaut, das können wir nicht leisten", stellte Scherbaum unmissverständlich klar. Letzten Endes konnten die Vorteile vom "Bauamt auf Zeit" überzeugen und der Gemeinderat stimmte dem Vorhaben mit 15:1 Stimmen zu.
Ein Unternehmen, das das sogenannte "Bauamt auf Zeit" anbietet, ist BayernGrund aus München. Repräsentant Matthias Henfling war in der Sitzung anwesend und stellte das Konzept vor. Die BayernGrund gehört zu 50% der Bayerischen Landesbank und zu je 25% dem Freistaat Bayern sowie der Bayerischen Ärzteversorgung. Das "Bauamt auf Zeit" ist eigentlich ein "Bauherr auf Zeit", denn das Unternehmen wickelt außer den Unterschriften für die Förderanträge fast vollumfänglich alle Aufgaben ab, die die Gemeinde als Bauherrin hätte - von der Planung über die Ausschreibung und Beauftragung der Gewerke bis hin zur Schlussabnahme managt sie das komplette Projekt. Je nach dem von der Gemeinde beschlossenen Auftragsumfang kann BayernGrund auch die 5-jährige Gewährleistung übernehmen und sich im Schadensfall um die Durchsetzung der Ansprüche kümmern. Zudem hat das Unternehmen Spezialisten für die umfangreichen und komplizierten Förderanträge im Haus und könnte darüber hinaus die Finanzierung übernehmen. Ist das Gebäude fertiggestellt, geht das Eigentum dann an die Gemeinde über.
Dass die Kommune die ganze Bauherrenschaft über KiTa und Krippe an ein Unternehmen abtreten soll, warf bei den Gemeinderäten viele Fragen auf. Matthias Henfling betonte mehrfach, die Kommune bleibe "jederzeit Herrin des Verfahrens". "Es wird alles im Vorfeld mit der Gemeinde abgestimmt, wir entscheiden nichts auf eigene Faust", stellte er klar. Und: "Je besser die Planung, desto besser die Bauphase". Die Einzelheiten würden in speziellen Verträgen geregelt, in denen unter Anderem festgeschrieben wird, wie oft das Unternehmen vor Ort ist oder Dokumentationen vorlegt etc. "Das sind abgestimmte Pläne mit der Gemeinde, wir bleiben immer im Dialog", versicherte Henfling. "Wir entscheiden, was wir wollen", erklärte Scherbaum vom Technischen Bauamt. "Es ist klar, dass wir bestimmen, wie das Gebäude innen und außen aussieht", sagte Bürgermeister Waldemar Brohm (CSU). Zudem gebe es Vorschriften von der Fachaufsicht, die eingehalten werden müssen - egal welcher Architekt von wem beauftragt wird. Laut Henfling biete das Bauamt auf Zeit Entlastung von Gemeinde und Verwaltung bei voller Kontrolle, und eine zeitnahe und unabhängige Projektrealisierung bei voller Transparenz.
Eine andere Möglichkeit, Unterstützung für die Baumaßnahmen an KiTa und Krippe zu bekommen, wäre das sogenannte Projektmanagement, das ebenfalls im Gemeinderat diskutiert wurde. Dabei würden einzelne Leistungen an externe Firmen vergeben. Der Gemeinderat sah hier allerdings zu viele Nachteile und es würden dabei zu viele Aufgaben am Technischen Bauamt der Gemeinde hängen bleiben. Auch der Vorschlag, im eigenen Bauamt zeitlich befristet einfach zusätzliches Personal einzustellen, wurde von den Gemeinderäten fallengelassen. Zum einen sei es schwierig, zeitnah einen geeigneten Architekten für die Stelle zu finden, zum anderen wisse man nicht, wen man sich damit ins Haus hole. Und was, wenn das neue Personal krank würde? Das unternehmerische Risiko, sich bei der KiTa erneut mit einem Architekten in die Nesseln zu setzen, will die Gemeinde nicht eingehen.
Brohm erklärte, die Gemeinde habe im Vorfeld zahlreiche Erkundigungen über Referenzobjekte von BayernGrund eingeholt, etwa bereits gebaute Kindergärten. "Wir haben von BayernGrund nur Positives gehört", sagte er. Die Kosten für das externe "Bauamt auf Zeit" liegen im mittleren einstelligen Prozentbereich der Bausumme. Bis zum Baubeginn dauert es nach Aussage von Scherbaum noch mindestens 1 Jahr. "Das würde bei den anderen Varianten nicht schneller gehen", erkärte sie. Grund für den langen Vorlauf sind bürokratische Prozesse.