Ende September lud der SPD-Ortsverein zum humoristischen "Nachtwächter-Rundgang" mit Altbürgermeister und Kabarettist Günter Stock. Die interessanten G'schichtli und Anekdoten rund um den Margetshöchheimer Altort begeisterten das Publikum, der Andrang war groß.
Nach langjähriger Pause veranstaltete der SPD-Ortsverein kürzlich wieder den beliebten "Nachtwächter-Rundgang" mit dem Margetshöchheimer Altbürgermeister und Kabarettist Günter Stock. Als historischer Nachtwächter kostümiert und stilecht mit Laterne und Hellebarde "bewaffnet", erzählte Stock in schönstem Fränkisch launige G'schichtli und Anekdoten zu historischen Gebäuden und Begebenheiten in den Straßen und Gassen des Altortes. Mit von der Partie war auch Volkmar Halbleib, der hiesige Spitzenkandidat der SPD für die Landtagswahl. Ihm wurde die Aufgabe zuteil, des Nachtwächters Laterne zu tragen. Beim Publikum herrschte großer Andrang, rund 150 BürgerInnen begleiteten den Rundgang mit großem Interesse.
Los ging es am Rathaus in der Mainstraße. Stock berichtete, dass der Nachtwächter einst "auf die Sicherheit hat aufpaß müss", bis diese Art der Wache in Margetshöchheim im Jahr 1837 aufgegeben wurde; bis nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Aufgabe dann an einen Dorfwächter "verstrichen" (vergeben), wobei - wie in heutigen Zeiten - der günstigste Bieter die Nase vorn hatte: der erste Dorfwächter Margetshöchheims war ein gewisser Schorsch Oppmann "für e paar Kreutzer pro Bürger und Jahr". Vom Rathaus wusste Stock zu berichten, dass das 1927 errichtete Gebäude am linken Flügel früher die Schule war "mit vier für damaliche Verhältnisse sehr moderne Schulsääl" samt Wannen und Brausebad im Erdgeschoss für die BürgerInnen. Für etliche Lacher sorgte Stocks Anekdote über seinen heimischen "Wellness-Tempel aus den 50er Jahren", von dem er pfurztrocken über den "Whirlpool des kleinen Mannes" erzählte. Der rechte Bau des Rathauses samt Stufengiebel stammt aus dem Jahr 1859, und einst war auch der Bauhof in dem Gebäude untergebracht, berichtete der Nachtwächter. Im gegenüberliegenden Haus, das 1672 erbaut und vor etlichen Jahren von der Familie Heymanns zu "einem Schmuckstück" renoviert wurde, befand sich Margetshöchheims erstes Schulhaus, in dem "zeitweis über hunnert Kinner drin" waren. Nebenan hat der OGV das alte Brunnenhaus hergerichtet. Von der Pfarrkirche wusste Stock zu berichten, dass das Gebäude im Lauf der Jahrhunderte unter anderem von Julius Echter immer wieder erweitert und umgebaut wurde, bis die Kirche in den 1950er Jahren "so zamgericht wurde wie heut": "Wenn alle Margetshöchheimer nei geh, gehn se net nei, aber da se net alle nei geh, gehn se nei", witzelte der Nachtwächter. Beim Gang durch die Mainstraße erzählte Stock launig von den "arch segensreich" wirkenden Schwestern des ehemaligen Sternklosters, dem 1769 errichteten Pfarrhaus, das ab 1971 einen Batikkünstler, eine Werkstatt und schließlich die Gaststätte "Zum Kreutzer" beherbergte, und dem einstigen Seibotshof in der Stichstraße, in dem "die besitzlosen Margetshöchheimer alle ham schaff könn". Über die opulenten Fachwerkhäuser vom "Michls-Hof" und "Preuschenhof" wusste der Nachtwächter zu berichten, dass so schöne Gebäude in Marokko einst rar waren, da die linksmainischen Gemeinden arm waren und Namen hatten wie "Bettelbrunn, Hungerleinach und Armentshöchheim".
Durch die Brunnengasse führte der Rundgang weiter am Main entlang zurück zum Rathaus, wo Stock von einem tragischen Unglück auf dem Main, vom 1967 erbauten Ludwig-Volk-Steg, der Hochwassermarke und dem ehemaligen "Alten Schulzen" erzählte. Mit launigen Sprüchen sorgte Stock für etliche Lacher, etwa bei seinen Ausführungen über das Margaretenfest. Weiter ging es zum Fachwerkhaus in der Mainstraße 2, das die Jahreszahl 1197 trägt und früher eine Bäckerei beherbergte. Nach einem Stopp an der 1869 errichteten einstigen Bäckerei Dietz, später Maxl-Bäck, führte der Nachtwächter in die Dorfstraße, die das älteste Margetshöchheimer Siedlungsgebiet ist und früher unter Anderem eine Metzgerei, ein Lebensmittelgeschäft, die Gastwirtschaft "Zum Adler", die erste Arztpraxis und den einzigen Dorfbrunnen zählte, der bei der großen Dürre von 1921 nicht versiegte. Über die Begebenheiten in der Erlabrunner Straße wusste Stock etliche Anekdoten zu erzählen, etwa vom einstigen Konsumladen, dem Schreibwarengeschäft, dem Lebensmittelladen oder der "Großbrauerei" in der Unteren Steigstraße, "wo früher die Feuerwehr drin war" sowie der Metzgerei Holz, die einst ein Gasthaus führte. Für herzhafte Lacher sorgten Stocks Ausführungen über die "Margetshöchheimer Schönborns", den "Peitschenadel" und andere Insidergeschichten. Am Ende der kurzweiligen Führung wurde Stock von einem begeisterten Publikum beklatscht, bevor es mit SPD-Kandidat Volkmar Halbleib noch zu einem kleinen Umtrunk in den Preuschenhof ging. Die Organisatorin und stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer freute sich über die "tolle Resonanz" und kündigte an, dass es im nächsten Jahr wieder einen "Nachtwächter-Rundgang" geben soll. Wer nicht so lange warten möchte, kann derweil eine Nachtwächter-Tour mit Günter Stock in Würzburg buchen unter https://www.wuerzburger-nachtwaechter.de/.