Bei Brandeinsätzen sind Atemschutzgeräte für Feuerwehrleute überlebenswichtig. Allerdings kosten sie einiges und müssen häufig gewartet werden. Um ihre Einsatzfähigkeit zu steigern, haben die Feuerwehren von Margetshöchheim, Zell, Leinach und Höchberg jetzt eine neuartige Kooperation gestartet. Margetshöchheims Bürgermeister bezeichnete es als "Meilenstein in der Zusammenarbeit" der Floriansjünger.
Bei Einsätzen arbeiten die benachbarten Feuerwehren schon seit Längerem eng zusammen. Die neue Kooperation beim Atemschutz geht aber einen entscheidenden Schritt weiter: sie verbessert die Einsatzfähigkeit aller teilnehmenden Mannschaften, sorgt für kurze Wege und mindert die Kosten. Initiiert wurde die Arbeitsgemeinschaft beim Atemschutz von einzelnen Kommandanten; bei den Mannschaften sowie bei den Gemeinden, die für die Ausrüstung der Feuerwehren rechtlich zuständig sind und diese finanzieren müssen, stieß die Idee letztlich auf offene Ohren. Wie die gemeinsame Atemschutzgeräte-Kooperation funktioniert, erklärten die Kommandanten kürzlich bei einer kleinen Feierstunde mit den Bürgermeistern von Margetshöchheim und Leinach: Die Kosten für die gemeinsame Kooperation wollen sich die fünf Feuerwehren im Rahmen gegenseitiger Hilfeleistung aufteilen. Im Gespräch ist etwa, dass Höchberg künftig die Schlauchwäsche übernehmen könnte. Die Unterleinacher Feuerwehr kümmert sich um die Füllung und Wartung der Pressluft-Flaschen, in Margetshöchheim werden die Atemschutzgeräte geprüft. Dafür musste Leinach für rund 28.000 Euro einen speziellen Kompressor anschaffen. Er hat 10 Flaschenfüllplätze, jede Pressluftfüllung dauert circa 5 Minuten. Die Margetshöchheimer Wehr übernimmt mit einem speziellen Lungenautomaten die Prüfung der Atemschutzgeräte. Das vollautomatische Prüfgerät konnte Margetshöchheims Kommandant Peter Götz dank guter Kontakte von einem Schulungszentrum zum Schnäppchenpreis von 6.500 Euro erwerben. Ein Prüflauf dauert rund 15 Minuten. Insgesamt haben die benachbarten Feuerwehren 40 Atemschutzgeräte zu warten und 80 Flaschen zu füllen - angesichts des Zeitaufwands von 5 Minuten je Füllung und 15 Minuten je Prüfung machen sich kurze Wege hier schnell bezahlt. Zumal die Atemschutzgeräte nur in bestimmten Fahrzeugen mit speziellen Halterungen transportiert werden können.
"Der Atemschutzpool vom Landkreis ist gut gedacht, aber schlecht gemacht", meint Margetshöchheims Kommandant
Das ist auch einer der Gründe, warum sich die Feuerwehren aus Margetshöchheim, Zell, Leinach und Höchberg nicht am neuen landkreisweiten Atemschutzpool beteiligen (Informationen dazu in der Pressemitteilung des Landkreises Würzburg unter https://www.landkreis-wuerzburg.de/Auf-einen-Klick/Startseite/Gemeinsamer-Atemschutzger%C3%A4tepool-im-Landkreis-W%C3%BCrzburg-mit-Erfolg-gestartet-Erste-Feuerwehren-nutzten-bereits-die-Ger%C3%A4te-aus-dem-Pool.php?object=tx,2680.5&ModID=7&FID=2680.28739.1). Beim Landkreis-Pool werden die Atemschutzgeräte aller teilnehmenden Wehren - bisher 46 von 52 - zentral im Feuerwehrzentrum Klingholz (bei Giebelstadt) befüllt und gewartet. Der Anfahrtsweg wäre von den westlichen Landkreisgemeinden erheblich und in dieser Zeit stünden Personal und Einsatzfahrzeuge nicht zur Verfügung. Zudem sei die Personaldecke im Feuerwehrzentrum zu dünn, kritisiert der Margetshöchheimer Kommandant Peter Götz: "Der Landkreis-Pool ist momentan nur mit einer Person besetzt." Bei einem Großeinsatz mehrerer Wehren sei die schnelle Einsatzbereitschaft fraglich, zudem gebe es zu wenige Geräte und die Modelle seien nicht für Brillenträger geeignet. Auch die Kosten spielten eine Rolle, so Götz, denn die Geräte bleiben im Eigentum des Landkreises, dafür zahlen die beteiligten Gemeinden pro Jahr eine Pauschale von 650 Euro. "Wenn dann nach 6 Jahren das teure Wartungsintervall ansteht, wird das eine Milchmädchenrechnung", meint er. In seinen Augen ist der Atemschutzpool des Landkreises "gut gedacht, aber schlecht gemacht". Margetshöchheims Bürgermeister Waldemar Brohm betonte aber, dass die interkommunale Kooperation "keine Konkurrenz zum Landkreis-Pool" sei. Die immer höheren Anforderungen könnten jedoch nur gemeinschaftlich gestemmt werden.
Brohm: "Es ist ein Baustein, kommunale Zusammenarbeit weiter zu intensivieren"
Für die Bürgermeister von Margetshöchheim und Leinach ist die neuartige Kooperation ihrer Feuerwehren eine sinnvolle Investition in die Zukunft. "Warum sollte man die Zusammenarbeit nur auf Notfälle begrenzen? Das macht wenig Sinn", meinte etwa Leinachs Bürgermeister Arno Mager. Der Margetshöchheimer Bürgermeister lobte den gemeinsamen Atemschutz als "Meilenstein". Es sei ein Baustein, die kommunale Zusammenarbeit weiter zu intensivieren. Schließlich sollen auf die Kooperation beim Atemschutz in naher Zukunft auch gemeinsame Beschaffungen und Ausbildungen der fünf Feuerwehrmannschaften folgen. Für die Kommandanten ist die Zusammenarbeit beri den Atemschutzgeräten ein erster wichtiger Schritt, um ihre Mannschaften angesichts gestiegener Anforderungen autark, flexibel und reaktionsschnell aufzustellen.