Kirchenfenster und Mosaike: Die Spuren des Künstlers Wolfgang Mahlke in Margetshöchheim

Im vergangenen Jahr hätte der Künstler Prof. Wolfgang Mahlke seinen 100. Geburtstag gefeiert. Zu diesem Anlass veranstaltete der MainART-Kulturverein Ende April einen Vortrag in der Pfarrkirche, um den vielseitigen Gestalter zu würdigen, der in Margetshöchheim aufwändige Kirchenfenster und Mosaike an Häuserfassaden kreierte. Seine Kunst sollte den Alltag der Menschen verbessern.

"Dem Inhumanen mit gestalterischen Mitteln begegnen" war der Leitsatz des Künstlers und Pädagogen Wolfgang Mahlke, der in Margetshöchheim zahlreiche und auffällige gestalterische Spuren hinterließ. Anlässlich seines 100. Geburtstages veranstaltete der MainART-Kulturverein zusammen mit der Familie Mahlke Ende April einen Vortrag in der Pfarrkirche, um dem Wirken des verstorbenen Künstlers in Margetshöchheim nachzuspüren. Professor Wolfgang Mahlke war Pädagoge, Künstler und Raumgestalter und wollte die Lebensqualität der Menschen durch die künstlerische Gestaltung ihres Umfelds verbessern. "Wir glauben, dass Gestaltung sehr wichtig ist und ausdrücken kann, was mit Worten nicht kommuniziert werden kann", erläuterte Brigitte Laudenbacher vom Kulturverein. Geboren wurde Wolfgang Mahlke am 6. August 1923 in einem Stadtteil im Osten Berlins; im Jahr 1939 wurde der Gymnasiast im Alter von 16 Jahren zum Kriegsdienst in Russland und der Ukraine eingezogen und geriet für drei Jahre in russische Kriegsgefangenschaft, was ihn nachhaltig prägte. Unter den widrigen Umständen der Gefangenschaft entwickelte der künstlerisch begabte Jugendliche den Wunsch, dem "Inhumanen mit gestalterischen Mitteln zu begegnen", wie er es später nannte, und begann nach seiner Heimkehr im Jahr 1948 eine Ausbildung zum Werk- und Kunsterzieher an der Kunstakademie sowie dem Werklehrerseminar in München. Bis 1960 war Mahlke als Lehrer für Kunst und Werken an einem Gymnasium in Weiden / Oberpfalz tätig und realiserte in dieser Zeit etliche "Kunst am Bau"-Projekte, darunter bunte Kirchenfenster in der Kirche St. Michael in Poppenricht, die heute unter Denkmalschutz steht. 1961 verschlug es Wolfgang Mahlke nach Würzburg, wo er bis 1989 als Professor für Kunst- und Werkpädagogik an der Hochschule lehrte. In dieser Zeit gestaltete Mahlke zahlreiche "Kunst am Bau"-Projekte im Raum Würzburg; daneben veröffentlichte er Bücher zum Thema Raumgestaltung und realisierte innenarchitektonische Projekte in pädagogischen Einrichtungen in der ganzen Bundesrepublik. Von 1961 bis 1976 lebte Wolfgang Mahlke mit seiner Familie in Margetshöchheim und hinterließ im Dorf zahlreiche künstlerische Spuren.

Aufwändig gestaltete Kirchenfenster gehörten zur künstlerischen Handschrift

Zu den beeindruckendsten Werken des Künstlers Mahlke gehören in Margetshöchheim sicherlich die drei großen bunten Kirchenfenster in der Apsis der katholischen Pfarrkirche. Pfarrer Andreas Kneitz erläuterte die aufwändige Gestaltung der drei unterschiedlichen Fenster mit den Worten des Diözesankonservators Dr. Wolfgang Schneider: "In die 1965 gestalteten Fenster im Chor sind in meist kräftigen Farben jeweils ein dichter Teppich aus Formen gewebt, die an Felsen, Pflanzen, Blüten und Häuser denken lassen. Figürliche Szenen und Symbole sind hierin eingebunden. (...)". Die Fenster zeigen von unten nach oben gelesen verschiedene Motive:

Das linke Fenster hinter dem Altar ist dem Patron der Pfarrkirche, dem heiligen Johannnes der Täufer gewidmet. Er gilt als Wegbereiter Jesu und wird in Mahkles Kirchenfenster in verschiedenen Situationen thematisiert. Im rechten Fenster ist Margetshöchheims Ortspatronin, die heilige Margareta von Antiochien, dargestellt. Mahlkes Glaskunst illustriert dabei verschiedene Stationen im Leben der Heiligen, etwa wie sie mit dem Zeichen des Kreuzes das Böse in Gestalt eines Drachen besiegt. Im dritten Kirchenfenster, das die Eucharistie verkörpert und nur vom Altar aus in der rechten Ecke zu sehen ist, hat der Künstler auf figürliche Elemente verzichtet und die Darstellung auf eucharistische Symbole wie Kreuz, Fisch und Brot reduziert.

Professor Mahlke war ein vielseitiger Künstler und engagierter Pädagoge

Aufschlussreich waren auch die Vorträge der Familienmitglieder des Künstlers Wolfgang Mahlke. Tochter Elisabeth Mahlke-Gruber erläuterte zusammen mit ihrem Bruder Ulrich Mahlke, der in Margetshöchheim lebt, den Lebensweg des Künstlers und die opulente Gestaltung der Buntglas-Fenster mit einer aufschlussreichen Präsentation, die den aufwändigen Herstellungsprozess verdeutlichte. Denn die einzelnen, teils winzigen Glaselemente mussten in einer spezialisierten Werkstatt anhand einer Schablone von Hand einzeln aus bunten Scheiben ausgeschnitten und mit Bleiband mosaikartig zu einem Fenster zusammengesetzt werden. Es dauerte Wochen und war kostspielig, solche Buntglasfenster anzufertigen. Wolfgang Mahlke gestaltete aber auch Mosaike an Fassaden in ganz Deutschland, darunter an Häusern in der Margetshöchheimer Bruno-Siedlung im typisch expressiv-figürlichen Stil der 1960er und 1970er Jahre. Typisch für seine Kunst sind natürliche Materialien wie Textilien, Ton, Keramik, Glas und Holz. Darüber hinaus baute er Lehmöfen, war als Puppenspieler tätig und hielt Seminare.

Auch als Professor der Kunstpädagogik setzte Mahlke Zeichen und entwickelte das bekannte "Würzburger Modell", nach dem Räume mit natürlichen Materialien so gestaltet werden sollen, dass sie Ruhe und Geborgenheit vermitteln. In zahlreichen pädagogischen Einrichtungen in ganz Deutschland und insbesondere im Raum Würzburg wurden seine Prinzipien der Raumgestaltung erfolgreich eingesetzt und wirken bis heute. Ein Beispiel ist das "Spieli" in der Zellerau, das damals sogar einen Preis für die Gestaltung erhielt. Mahlkes Enkelin Katharina Gruber trägt das gestalterische Erbe ihres Großvaters als Architektin und Schreinerin in die heutige Zeit weiter. "Neben meinem beruflichen Arbeitsgebiet der Kunst- und Werkpädagogik ging es mir immer darum, das, was mir als inhuman begegnete, mit gestalterischen Mitteln zu verbessern und dadurch eine bessere Lebensqualität zu schaffen. Immer rangierte für mich die alltägliche Kultur, die Qualität des Umfelds einfacher Menschen, vor jeglicher Kunst, die es in Museen zu bestaunen gibt", war einer der Leitsätze von Wolfgang Mahlke. Die Familie plant, einen "Freundeskreis Wolfgang Mahlke" zu gründen, damit die Werke des vielseitigen Künstlers, Gestalters und Pädagogen und seine Bauphilosophie nicht in Vergessenheit geraten. In der Pfarrkirche liegt ein Flyer des MainART-Kulturvereins aus, der das Leben und Wirken des Künstlers in Margetshöchheim illustriert.

 

Mit gestalterischen Mitteln wollte Wolfgang Mahlke ein positives Umfeld für die Menschen schaffen. Das Kirchenfenster thematisiert Jesus und Johannes den Täufer in der Pfarrkirche. (Foto: MainART-Kulturverein)

 

Puppenspieler Norbert Böll (links) berichtete beim Vortrag von Elisabeth Mahlke-Gruber, wie er in jungen Jahren von Wolfgang Mahlke inspiriert wurde. (Foto: Tina Göpfert)