In den vergangenen zwei Corona-Jahren rückte die Margetshöchheimer Freiwillige Feuerwehr im Schnitt alle 5 Tage zu einem medizinischen Notfall aus. Den schnellen Ersthelfern verdanken Menschen unter Umständen ihr Überleben. Ein HvO-Eeinsatz konnte jedoch nicht gefahren werden, weil Freiwillige fehlten. Die angespannte Personalsituation und das zu kleine Feuerwehrhaus sind die größten Sorgen, berichtete der Kommandant.
Normalerweise berichtet die Feuerwehr dem Gremium jährlich, diesmal ging es mangels Sitzung durch die Pandemie um zwei Jahre: 2020 und 2021. Die sogenannten First Responder der Feuerwehr (auch Helfer vor Ort bzw. HvO, oder Ersthelfer genannt) waren 2020 zu 61 Notfällen ausgerückt, im vergangenen Jahr 94 mal. Sie übernehmen die Erstversorgung bis zum Eintreffen des Notarztes. Wegen der Pandemie und der damit verbundenen Schutzmaßnahmen wurde teils auf RD2-Einsätze (= nur lebensbedrohliche Notfälle) reduziert. Wie der Erste Kommandant Peter Götz berichtete, konnte ein First Responder-Einsatz nicht gefahren werden, weil der Freiwilligen Feuerwehr zum Alarmierungszeitpunkt kein ausgebildeter Ersthelfer zur Verfügung stand. Rechtliche Konsequenzen habe das nicht, weil die Ersthelfer-Einsätze eine freiwillige Leistung der Feuerwehren sind. Eine solche Situation sei jedoch bedauerlich, sagt der Kommandant.
Neue Mitglieder zu finden, bleibt für die FFW unerlässlich
Am problematischsten sei weiterhin die Tagesalarmsicherheit zwischen 07:00 bis 17:00 Uhr, berichtete Götz. Schon seit Jahren hat die Margetshöchheimer Wehr zu wenige Freiwillige: statt der erforderlichen 82 Personen sind es aktuell 63. Davon sind 24 Personen Atemschutzgeräteträger (PA-Träger), drei weniger als gefordert. Bei den First Respondern stehen 17 Freiwillige zur Verfügung. In der Jugendfeuerwehr engagieren sich aktuell 16 junge Menschen. Erfreulich: unter den 63 Mitgliedern der aktiven Wehr sind mittlerweile 10 Frauen. In den vergangenen beiden Jahren schieden 5 Personen aus der Wehr aus - häufig wegen einem Wechsel von Arbeitsstelle oder Wohnort. Die Jugendfeuerwehr verließen 4 Jugendliche, ohne in die Mannschaft überzutreten. Im nächsten Jahr werden laut Peter Götz drei weitere Aktive aus Altersgründen gehen, davon zwei PA-Träger. Dazu könnten auch noch unvorhergesehene Austritte wegen Arbeits- oder Wohnortwechsel kommen. Gerade bei PA-Trägern müsste dringend aufgestockt werden. Mitgliederwerbung bleibe eines der wichtigsten Ziele, um die Mannschaftsstärke für die nächsten Jahre zu halten, sagte Götz. Dabei setzt die Wehr vor allem auf Quereinsteiger. Sechs neue Mitglieder sind in den vergangenen beiden Jahren dazugekommen (3 Männer, 3 Frauen), davon zwei Übernahmen aus der Jugendfeuerwehr. Der Kommandant appelierte an den Gemeinderat, für bezahlbaren Wohnraum in Margetshöchheim zu sorgen, um weiteren Personalverlust durch Wegzüge zu verhindern. Um die Tagesalarmsicherheit zu gewährleisten, wünscht sich Götz, dass die MitarbeiterInnen von Rathaus und Gemeinde für den aktiven Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr gewonnen werden. Zumal dort stets Personal anwesend sei, das in Erster Hilfe ausgebildet ist, erklärt der Kommandant auf Nachfrage. Er wünscht sich außerdem, dass die Gemeinde ortsansässige Firmen anschreibt, ob sich MitarbeiterInnen in der Feuerwehr engagieren könnten. In Margetshöchheim gibt es immer noch Firmen, die aktive Floriansjünger beschäftigen, diese bei Einsätzen im Ort aber nicht ausrücken lassen. Glücklicherweise ist die Personalsituation in Margetshöchheim noch nicht ganz so dramatisch wie im Nachbarort Zell: Die dortige älteste Feuerwehr Bayerns hat nur noch rund 37 aktive Mitglieder. Die Gemeinde Zell stand deshalb schon kurz davor, eine Pflichtfeuerwehr ausrufen zu müssen. Dann könnten theoretisch alle EinwohnerInnen zwischen 18 und 65 Jahren zum Dienst am Nächsten verpflichtet werden.
Wenn Sie sich ein Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr Margetshöchheim vorstellen können, finden Sie weitere Informationen und Kontakt unter https://www.feuerwehr-margetshoechheim.de/.
Das Feuerwehrhaus braucht dringend einen neuen Standort
Sorgen bereitet auch das Feuerwehrhaus. Zwar wurde es in den vergangenen Jahren umfassend saniert, doch es platzt aus allen Nähten. "Momentan passen maximal 9 Personen gleichzeitig rein", erläuterte der Feuerwehrkommandant. Es könnten gefährliche Situationen entstehen, wenn Feuerwehrleute sich zwischen den großen Fahrzeugen bewegen müssen. Zudem fehle es an Spinden, Lagerflächen, usw. Durch die Parkplätze um das Gebäude entstünden außerdem immer wieder gefährliche Situationen mit anderen Verkehrsteilnehmern. Peter Götz appelierte an den Gemeinderat, in diesem Jahr dringend mit der Standortsuche für ein neues Feuerwehrgerätehaus zu beginnen, solange noch Flächen da sind, und zügig mit dem Bau zu beginnen. Bürgermeister Brohm erläuterte, dass die Planungskosten bereits in den Haushalt aufgenommen worden seien. Für den Betrieb von Freiwilligen Feuerwehren sind die Gemeinden verantwortlich. Trotz teils "strammer Diskussionen" habe die Gemeinde "immer zur Verfügung gestellt, was ging", sagte Brohm in der Sitzung: "Die Freiwillige Feuerwehr ist uns wert und teuer, quer durch alle Fraktionen".
Auch die Fahrzeugflotte muss erneuert werden: der Ersatz für das alte Unimog-Tanklöschfahrzeug Baujahr 1978, für das Löschgruppenfahrzeug Bj. 1995 und für den Sprinter Bj. 2008 wird insgesamt rund 860.000 Euro kosten. Wie Brohm bekannt gab, sind die Gelder dafür bereits im Haushalt 2023 eingestellt. Auch das Schlauchboot von 2013 muss im nächsten Jahr dringend erneuert werden. Die Margetshöchheimer Feuerwehr ist eine der ganz wenigen in der Region, die Wasserrettungen durchführen und dafür ausbilden können.